ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Die Enden der Parabel / Gravity's Rainbow (2. Teil der siebenteiligen Fassung (Teil 1.4 bis Teil 3.2))
Vorlage: Gravity's Rainbow (dt. "Die Enden der Parabel") (Roman, Englisch)
Übersetzung: Elfriede Jelinek, Thomas Piltz
Dramaturgie: Manfred Hess, Sabine Küchler
Technische Realisierung: Tanja Hiesch, Anke Schlipf, N. N., Martin Vögele, Christian Eickhoff, Thomas Rau, Thomas Monnerjahn, Andreas Stoffels, Alexander Brennecke, Andreas Meinetsberger, Sonja Rebel, Susanne Beyer, Jan Fraune, Gunda Herke
Regieassistenz: Kathrin Herm
Regie: Klaus Buhlert
»Ich kann doch den Nobelpreis nicht kriegen, wenn Pynchon
ihn nicht hat! « (Elfriede Jelinek, 2004)
In dem wie ein surrealer Comic anmutenden Roman mit
seinen zahlreichen Nebenhandlungen fächert sich das
Geschehen über vier Kapitel auf.
Teil 1: Jenseits der Null. Zeit: 18. bis 26. Dezember 1944.
Der englische Geheimagent Pirate Prentice erwacht aus
dem Albtraum der Zerstörung Londons durch die V2. Wie
der US-Geheimdienst weiß er, dass jeder Einschlag der
Rakete mit dem Sexleben des in London stationierten GI
Tyrone Slothrop zu tun haben soll. Der Pawlowianer Dr.
Pointsman und seine Mitarbeiter bei der »Weißen Visitation
«, einer Einheit zur psychologischen Kriegsführung,
untersuchen Slothrop u. a. mit Hilfe der Wahrheitsdroge
Natriumamythal. Sie erfahren nicht viel mehr über Slothrop,
als sie bereits wissen: Slothrops Vater hatte den
Säugling Tyrone für Experimente an den Verhaltenswissenschaftler
Laszlo Jamf »verkauft«. Damit er Erektionen
bekommen soll, wurde er u. a. mit dem Plastikstoff Imipolex
G konditioniert, der bei der Herstellung der V2 eingesetzt
wird.
Teil 2: Ein Urlaub im Casino Hermann Göring. Zeit: Weihnachten
1944 bis Pfingsten (20. Mai ‘45). Das Casino ist ein
Militärressort an der inzwischen befreiten französischen
Riviera. Hierhin wird Slothrop geschickt, aber von Mitarbeitern
der »Weißen Visitation« überwacht, unter ihnen
die holländische Doppelagentin Katje. Er findet heraus,
dass es eine Rakete mit der Seriennummer 00000 gibt,
die eine mysteriöse Komponente namens »Schwarzgerät
« enthält, hergestellt aus Imipolex G. Da er sich verfolgt
glaubt, flieht Slothrop aus dem Casino und setzt sich nach
Deutschland ab.
Teil 3: In der Zone. Zeit: 18. Mai bis 6. August 1945, Tag des
Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Slothrop gelangt
in Deutschland an Informationen über seine Vergangenheit.
Die Suche nach der Rakete wird zur Suche nach seiner
eigenen Identität. Die »Zone« ist zu einer gesetzlosen,
anarchischen Region geworden, in der alle Personen und
Gruppierungen nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind.
In Nordhausen trifft er auf den russischen Geheimdienstoffizier
Tschitscherin und den Herero Enzian, Mitglied des
am Raketenbau beteiligten afrikanischen »Schwarzkommandos
«, sowie auf den rassistischen US-Major Marvy,
alle auf der Suche nach dem Schwarzgerät. Bei aberwitzigen
Verfolgungsjagden, die über das zerstörte Berlin
nach Peenemünde und Cuxhaven führen, gerät Slothrop
immer tiefer in die Paranoia der »Zone«. Er wechselt seine
Identitäten, um seinen Verfolgern zu entkommen, und
wird unter Drogen gesetzt. Was ist wahr, was falsch an
sadomasochistischen Geschichten um die V2 – wie denen
um den deutschen Raketeningenieur Franz Pökler oder
die Filmschauspielerin Margarita Erdmann? Alles scheint
mit allem, und seit langem, verknüpft: Militär, Krieg, multinationale
Konzerne wie die IG Farben.
Teil 4: Die Gegenkraft. Zeit: 6. August und 14. September
1945. In der Lüneburger Heide verliert sich Slothrops
Geschichte endgültig. Es beginnt sich eine »Gegenkraft«
in der Viermächte-Zone zu formieren. Und langsam hebt
sich auch der Nebel über Imipolex G, dem Schwarzgerät
und seinem Einsatz in Hitlers Vergeltungswaffe V2 mit
der Seriennummer 00000.
Thomas Pynchon, geboren am 8. Mai 1937 in Glen Cove/Long Island, New York, studierte Physik und Englisch und veröffentlichte bisher acht Romane und einen Band mit Erzählungen. Er lebt in New York. Sein Roman »Gravity‘s Rainbow« erschien 1973 und erhielt den National Book Award; der Pulitzer Preis wurde ihm wegen angeblich pornografischer Passagen verwehrt. Die deutsche Übersetzung erschien 1981. Bisher hatte Pynchon alle Angebote, seinen bedeutendsten Roman zu adaptieren, abgelehnt.