ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Doktor Schiwago (3. Teil der dreiteiligen Fassung)
Dreiteilige Fassung
Vorlage: Doktor Schiwago (Roman, russisch)
Übersetzung: Reinhold von Walter
Redaktion: Henning Rademacher, Ulrike Brinkmann
Regie: Otto Kurth
„Er beginnt um die Jahrhundertwende in Moskau, kurz vor der ersten russischen Revolution vom Jahre 1905 – und endet 1929 in Moskau, im fünften Jahre der Herrschaft Stalins. Dazwischen liegen der 1. Weltkrieg, die Oktoberrevolution, der Bürgerkrieg, der Rußland beinahe vernichtete, der Anfang des Sowjetsystems aus Blut und Wirren heraus und die Konsolidierung einer Weltmacht – dazwischen liegt ferner das Schicksal Dr. Jura Schiwagos, sein Leben und seine Niederlage. Mit einem bewundernswerten Kunstgriff hat Pasternak schließlich seine große Erzählung bis auf die Gegenwart weitergeführt.“ (Ernst Schnabel 1958)
Juri Schiwago ist die Flucht von den Roten Partisanen zu Lara Antipowa gelungen. Lara pflegt ihn gesund und die beiden erleben einen kurzen gemeinsamen Liebessommer. In einem Brief schreibt Schiwagos Frau Tonja, dass sie mit ihrer Familie nach Paris ausreisen wird. Doch die politischen Wechselfälle beenden das Glück zwischen Lara und Juri Schiwago, der als Bourgeois und Deserteur auf der Schwarzen Liste steht.
Um Lara zu schützen, trennt er sich von ihr und schlägt sich nach Moskau durch. Dort haust er, zunehmend verwahrlosend und der Gegenwart entfremdet, in einem Zimmer, bis er endlich doch Arbeit in einem Krankenhaus findet. Auf dem Weg dorthin bricht er auf der Straße zusammen. Ein bürgerlicher Anti-Held, der sich der politischen Umerziehung verweigert hat. Wer er wirklich war, entdecken seine Freunde erst im Nachlass.
Gegen Ende seines Lebens fiel er in Ungnade, obwohl ihm nach dem Tod Majakowskis im Jahr 1930 die Rolle des ersten Dichters im Sowjetstaat zuzufallen schienen. Im Zeichen der neuen sowjetischen Kulturpolitik wurde Boris Pasternak schließlich im Februar 1987 offiziell rehabilitiert, und sein Werk erfuhr eine Renaissance. In der Sowjetunion konnte nun erstmals auch sein autobiografisch gefärbter Roman „Doktor Schiwago“ erscheinen, der zum Stein des Anstoßes geworden war und nur im westlichen Ausland publiziert werden konnte. Nach der Erstveröffentlichung bei Feltrinelli 1957 und der 1958 folgenden Zuerkennung des Nobelpreises, den Pasternak nicht annehmen durfte, machte der „Fall Pasternak“ auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges Schlagzeilen in der Weltpresse.
Boris Pasternak (1890–1960) studierte Musik, dann Philosophie. Erster Lyrikband 1914. Lebte in der Stalin-Zeit zurückgezogen als Übersetzer. „Doktor Schiwago“ erschien 1957 auf Italienisch bei Feltrinelli. 1958 Nobelpreis für Literatur.