ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



Hans Bodenstedt

Die wunderschöne Goldenhaar

Musik nach alten Motiven


Vorlage: Die wunderschöne Goldenhaar (Märchen)

Komposition: Horst Platen


Regie: Alfred Maack

Es spielen mit: Elfen, Waldfrauen, Menschen, Moorhexen, Nebelfrauen, Musikanten. (N. N.: Die Norag, Heft 46, 17. November 1929, S. 2)

"Im Reiche des Erlkönigs! In grünschimmernder phosphoreszierender Höhle sitzt Erkönig auf seinem Thron. Die Moorhexe und die Nebeltrude schüren das Feuer unter den großen Nebelkesseln. Dampfschwaden steigen aus den Kesseln empor, Irrlichter tanzen durch den Raum. Das einzig lichte Wesen in dieser düsteren Umgebung ist die schöne Goldenhaar. Sie kauert vor einer großen silbernen Kugel. Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt sie ihre Drehungen, sieht Bilder, hört Stimmen, die sie rufen, die zu ihr sprechen. In schmerzlicher Sehnsucht wendet sie sich zum Vater mit der Bitte, sie hinaufzulassen in die Welt der Sonne, des Waldes, der Liebe, der Mütter. 'Was ist eine Mutter?', fragt sie. 'Hatte auch ich eine Mutter?' Erlkönig warnt sie vor den Mneschen, die er für böse hält, vor der Erde, auf der alles trügerischer Schein ist. Aber Goldenhaars Sehnsucht ist größer als des Vaters Widerstand. Der Felsen öffnet sich, sie steigt empor zu den Menschen, innigst bereit, ein Menschenschicksal zu erleben. Die Sonne ist schlafen gegangen. Die Wolken ziehen. Goldenhaar sieht ihnen nach, und zuversichtlich entschlummert sie am Bachesrand, von süßen Träumen gewiegt. Und dann kommen sie schon, die kleinen Geister. Gute und boshafte, alle begierig, zu wissen, wie es Goldenhaar, die ihres Vaters Reich verlassen hat, ergehen wird. Allen voran Funkheinzelmann, der Tausendsassa, der überall und nirgends ist. Auch ihm fällt Goldenhaars Abschied aus dem Märchenreich schwer, aber er liebt das zarte, goldenhaarene Kind und ist bereit, ihr zur Seite zu bleiben, sie zu schützen. Der erste Weg führt Goldenhaar zur Hütte des armen Glasbläsers und seiner Frau. Selbst voll Not und in bitterer Armut lebend, sind sie doch voll Zuversicht, und das schöne goldenhaarene Kind, das an ihr Fenster klopft, erscheint ihnen wie ein Geschenk des Himmels. Liebevoll nehmen sie es auf, Goldenhaar entschlummert auf dem Schoß der Glasbläsersfrau, die sie an ihr Herz drückt. Zum ersten Male fühlt sie die Liebe eines Menschen - zärtlich spricht sie das Wort 'Mutter'. Wieder wird es Nacht. Die Geister des Waldes geben sich ein Stelldichein. Kichernd, umhertollend treiben sie ihr Wesen. Die Wurzelfrauen weben ein Brautkleid und singen ihre Weisen dazu. Funkheinzelmann mischt sich in das tolle Treiben. Neugierig fragt er: 'Wer ist die Braut?', aber lachend entschlüpfen sie ihm. Und schon gibt es etwas Neues! Der junge Spielmann steigt aus dem Tal empor. Man hat ihn geholt, aufspielen soll er zur Hochzeit. Ja, hätte er eine goldene Fiedel, er bliebe um diese Zeit wohl lieber im Bette; aber was tut man nicht ums liebe Brot. Goldenhaar erscheint am Fenster des Glasbläserhäuschens. Gebannt blickt sie auf den Spielmann. Ein junger Knabe ist's. Zauberhaft, sehnsuchtsvoll und froh zugleich sind die Weisen, die er seiner Fiedel entlockt. Auch ihn dünkt dieses zarte Wesen wie eine Erscheinung aus einer fremden Welt. Da erscheint Erlkönig. Er ruft sein Kind zurück in sein Reich. Aber Goldenhaar ist bezaubert von dem, was ihr im Menschenreich begegnet. Sie will bei den Menschen bleiben, und Erlkönig verschwindet.    Da naht sich auch schon der Hochzeitszug. Wurzelfrau und Schwammerling sind die Brautleute. Goldenhaar will auch Braut sein. Für eine Locke ihres goldenen Haares schenkt ihr die Wurzelfrau den Myrtenkranz. Goldenhaar will die Braut des Spielmanns sein. Noch einmal erscheint der Vater aus dem Erlenreich. Noch einmal warnt er sein Kind vor den Menschen, die nichts an ihr beachten als ihr goldenes Haar; doch Goldenhaar will bei ihrem Spielmann bleiben. Spielmannsbraut! Der Spielmann ist weiter durchs Land gegangen. Arm ist er, kann die Braut nicht heimführen. Und weil ihm das Herz voll ist, geht ihm der Mund über. In aller Welt singt er von Goldenhaar. So kommt er auch vor des Geizhals' Haus. Zehn Taler hat dieser dem Glasbläser geborgt und kann sie nicht zurückerhalten mit Zins und Zinseszins. Als er hört von des Glasbläsers Töchterlein mit dem goldenen Haar, meint er, da wäre ja nun Geld zu holen, und wenn sie es ihm nicht geben, dann werden die Glasbläserleute aus dem Hause gejagt. Die schöne Goldenhaar gibt ihm, um die Eltern zu retten, einen ihrer goldenen Zöpfe. Aber als der Geizhals ihn über das Moor trägt, ist er grün geworden. Da bietet Goldenhaar sich selbst an, ihm zu dienen sieben Jahr. Ein Jahrmarkt! Goldenhaar tanzt vor der gaffenden Menge auf dem Seil, in der Fron des Geizhalses, Trauer im Herzen um den Schatz, der sie verlassen hat, aber stark im Glauben an seine Treue. Niemand erkennt Goldenhaar. Grün ist ihr Haar geworden. Was ist die Welt der Menschen? Verlassen, einsam und elend ist Goldenhaar. Da ertönen Fanfaren! In reicher Kleidung erscheint der Spielmann. Er fasst Goldenhaar bei der Hand, sieht ihr in die traurigen Augen, setzt ihr den Myrtenkranz auf die Locken, die ihren alten goldenen Glanz zurückerhalten, und führt sie heim als sein Weib - die schöne Goldenhaar, die an die Menschen geglaubt hat." (M. I.: Die Norag, Heft 46, Heft 46, 17. November 1929, S. 3)

Es ist nicht (noch) geklärt, ob es sich um eine wortzentrierte oder eine eher musikalische Darbietung gehandelt hat.

Die hier vermerkten Angaben stammen aus der Zeitschrift "Norag". In der Programmzeitschrift "Der Deutsche Rundfunk" werden abweichende Sendezeiten genannt: 15:00 bis 17:00 Uhr.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Erich HeldtErlkönig
Hansi RösleGoldenhaar
John WaltherGlasbläser
Hedi BohnFrau des Glasbläsers
Käte HüterWurzelfrau
Waldemar FrahmSpielmann
Charlo KleeGeizhals
Curt LangStadtsoldat
Helge LembkeFunkheinzelmann
Friedrich RittmeierSchwammerling

Musikalische Leitung: Erwin von Clarmann


 

Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

NORAG - Nordische Rundfunk AG (Hamburg) 1929

Erstsendung: 17.11.1929 | 16:00 Uhr | ca. 120'00


Livesendung ohne Aufzeichnung


Grundlage der Datenerhebung: Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift); Norag (Programmzeitschrift)


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