Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Jean Anouilh
Antigone
Vorlage: Antigone (Schauspiel, französisch)
Bearbeitung (Wort): Karl Peter Biltz
Regie: Karl Peter Biltz
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Adelheid Seeck Antigone Lieselotte Bellert Ismene Anette Roland Die Amme Rudolf Reiff Kreon Horst Uhse Hämon Ernst Sladeck Wächter Hans Goguel Ein Bote Arno Ebert Sprecher Peter Jung Ein Page Paul Hellmich Trommler
Am 25. Februar 1947 wurde Anouilhs Tragödie im SWF ausgestrahlt, knapp vier Wochen nach Ardreys "Leuchtfeuer". Das waren in den ersten Nachkriegsjahren die beiden erfolgreichsten Bühnenstücke in Deutschland. Daß sie auch im Rundfunk aufgeführt wurden, war daher keineswegs verwunderlich. Gerade hier, gerade auch im Hörspiel hatte man sich zur Aufgabe gesetzt, die in den Jahren faschistischer Herrschaft verbotene oder ignorierte Literatur des Auslands in Deutschland bekannt zu machen. In der französischen Zone kümmerte man sich verständlicherweise besonders um französische Autoren, voran Anouilh. Seine "Antigone" bot sich dabei auch von der Thematik besonders an: "Wie muß sich innerhalb eines Staatsgefüges ein Individuum mit einem absoluten und ideellen Anspruch auf Freiheit gegenüber der staatlichen Autorität und dem Gesetz verhalten?" So lautete der Vorrede zur Sendung zufolge die Kernfrage der Tragödie. Es geht darin um den antiken Stoff der Antigone, die sich weigert, dem Gebot ihres Onkels Kreon, des Königs von Theben, Folge zu leisten, und ihren Bruder Polyneikes unbeerdigt auf dem Feld verwesen zu lassen. Nachts schleicht sie zu ihm und bedeckt ihn mit Erde. Doch wird sie von Kreons Wächtern gefaßt und zu ihm gebracht. Der könnte und würde sie auch retten, wenn sie sich ihm unterwürfe. Doch Antigone weigert sich, den Sinn seines Befehls anzuerkennen, sie zieht den demonstrativen Tod vor. – Das Stück, 1944 während der deutschen Besatzungszeit in Paris mit gewaltiger Resonanz uraufgeführt, war zahlreichen Mißdeutungen ausgesetzt. Den einen, die nur Antigones verneinende Haltung sahen, erschien es als ein Stück der Resistance, während die anderen, die nur Kreons Zwangslage sahen, darin das Stück eines Kollaborateurs vermuteten. Dennoch: Es überstand die Befreiung unbeschadete und wurde nach 1946 gar als offizieller Kulturexport von der Pariser Regierung gefördert. (Pressetext des SWF anlässlich einer Wiederholungsausstrahlung 1986)
Produktions- und Sendedaten
- Südwestfunk 1947
- Erstsendung: 25.02.1947 | 87'40