Hörspielproduktion »Die Entdeckung Spielofaniens«, 2015 | Bildquelle: SWR/Patricia Neligan
Hörspielproduktion »Die Entdeckung Spielofaniens«, 2015
Bildquelle: SWR/Patricia Neligan

ARD und Partner

Hörspiele von 1945 bis heute

ARD und Partner

Hörspiele von 1945 bis heute alle Einträge

Dokumentiert sind die Produktionen der einzelnen Landesrundfunkanstalten und des Deutschlandradios sowie Auftrags- und freie Autorenproduktionen. Sie finden Einträge zu Originalhörspielen, Hörspielbearbeitungen, Ars acustica und hörspielbegleitenden Features, Interviews und Gesprächsrunden. Dazu kommen Rezensionshinweise, Angaben zu Auszeichnungen und CD-Veröffentlichungen.

Das Hörspiel im multimedialen Zeitalter

Im 21. Jahrhundert zeigt die Gattung Hörspiel wie zu ihren Anfängen eine große inhaltlich-formale Vielfalt. Das unterhaltende Stück steht neben literarisch Anspruchsvollem, das Kürzesthörspiel neben der Großproduktion, Nähe zu Dokumentarischem neben Klangkunst.

In der Geschichte des Hörspiels war die Nutzung technischer Innovationen stets stilbildend. Es überrascht nicht, dass die digitale Revolution, die mit dem Ende des 20. Jahrhunderts einsetzte, auch das Hörspiel beeinflusst. Die Digitalisierung verändert nicht nur den Herstellungsprozess, sondern prägt damit auch Hörspielästhetik und -dramaturgie. Opulente Soundeffekte und Musik treten oftmals in den Vordergrund, der Sprechstil ändert sich durch Möglichkeiten technischer Zusammensetzung von Stimmen, Klängen und Geräuschen.

Vor allem können nun Hörspiele auch losgelöst von der großen Studiotechnik der Sendeanstalten produziert werden. Zum Angebot der Hörspielprogramme in der ARD gehören seitdem vermehrt freie Autorenproduktionen. Sie sind überwiegend auf klangkünstlerische Realisierungen konzentriert, während das literarische Hörspiel mit einer Vielzahl von Sprechern nach wie vor programmatischer Schwerpunkt der öffentlich-rechtlichen Hörspielproduktion ist.

Seit den 1990er Jahren ist ein neues Interesse an der Adaption großer literarischer, oft auch populärer Stoffe internationaler Provenienz zu beobachten. Viele mehrteilige Großprojekte werden realisiert. Oftmals geschieht dies in Kooperation mit Hörbuchverlagen, die seit rund zwanzig Jahren einen Boom erleben. Urheberrechtliche Gründe führen dabei zu einem Wiedererstarken von genuiner Hörspielmusik. Originalhörspiele werden weitaus seltener publiziert.

Die Hörspielredaktionen der einzelnen Rundfunkanstalten zeigen mit ihren Produktionen nach wie vor ihr je eigenes Profil. Neben die regionalen Angebote treten senderübergreifende Aktionen und Produktionen wie die ARD-Hörspieltage in Karlsruhe, die 2023 ihr 20-jähriges Bestehen feiern konnten, das Radio-Sommerfestival oder die Krimiserie »ARD Radio Tatort«, die seit 2008 bundesweit ausgestrahlt wird.

Produktion und Rezeption des Hörspiels ist nicht länger allein Sache des Radios mit seinen Kulturprogrammen. Eine bemerkenswerte Entwicklung der vergangenen Jahre besteht darin, dass sich die traditionelle Sende- und Empfangssituation, die das Radio bereitstellt, zunehmend auflöst. Die Verfügbarkeit akustischer Kunst auf CD, MP3 oder als Download und Stream in den Mediatheken der Rundfunkanstalten ermöglicht zeitsouveräne und ortsunabhängige Rezeption. Das Hörspiel »verlässt« das Radio und wird öffentlich in Theatersälen und Kinos oder unter freiem Himmel aufgeführt, oft auch vor Publikum live inszeniert. Das Hörspiel wird Element der allgemeinen Event-Kultur.

Die zunehmend beobachtbare Konvergenz der Print- und audiovisuellen Medien im Internet stellt das Hörspiel als einstmals radiogebundene lineare Kunstform vor neue Herausforderungen. Das betrifft nicht nur die Verbreitungs- und Rezeptionsbedingungen, sondern auch Konzeption, Ästhetik und Dramaturgie. Das Hörspiel zeigt sich grundsätzlich offen für mediale Grenzüberschreitungen und Experimente. Visuelle Aspekte finden Eingang in Hörspielkonzeptionen, wie die Illustrationen zum »ARD Radio Tatort« im Internet zeigen, oder auch begleitende Ausstellungen wie das HörspielRaum-Projekt von Deutschlandradio. Mit Spannung wird man verfolgen, welche ästhetischen Entwicklungen das Hörspiel aus den Bedingungen des »Meta-Mediums« Internet für sich zu nutzen weiß.

Ulrike Schlieper-Müller

  • Hörspieldatenbank-Einträge zur Kollektion ARD und Partner

  • Zur Dokumentation des modernen Hörspiels

    Die Gattung Hörspiel ist in der Gegenwart längst zu einer offenen Form mit vielfältigen Ausprägungen geworden – vom literarischen Hörspiel bis hin zur intermedialen Klangkomposition. Sie ist nicht nur im Rundfunk, sondern zunehmend auch im Internet präsent. Dies stellt eine systematische Dokumentation vor Herausforderungen.

    Die Datenbank enthält Nachweise zu Hörspielen, die in der ARD urgesendet und/oder von der ARD selbst oder unter ARD-Beteiligung produziert wurden. Dazu kommen freie Autorenproduktionen, die in der ARD ausgestrahlt werden.

    Um das vollständige Programmgeschehen korrekt abzubilden, werden seit 2022 auch kommerziell produzierte, in der ARD ausgestrahlte Hörspiele nicht nur in Ausnahmefällen, sondern grundsätzlich miterfasst und auch die Hörspiele ausländischer Rundfunkanstalten, sofern sie in der ARD ausgestrahlt werden. Rückwirkend kann diese erweiterte Dokumentation allerdings nicht systematisch erfolgen.

    In erster Linie werden Produktionen aus den Hörspielredaktionen der Landesrundfunkanstalten berücksichtigt. Darüber hinaus sind Nachweise von Mundart- und Kinderhörspielen aus den entsprechenden Redaktionen zu finden.

    Werke der akustischen Kunst werden dokumentiert, sofern sie von einer Hörspielredaktion produziert worden und/oder in den Hörspielbroschüren angekündigt sind. Eine Ausnahme bilden die Produktionen aus dem »Studio Akustische Kunst« des WDR. Mit Gründung dieser Abteilung 1991 durch Klaus Schöning wurde einmalig die organisatorische Trennung zwischen der Produktion eher traditioneller Hörspielformen und der reinen Klangkunst vollzogen.

    Hörspielbezogene Features, Gespräche, Interviews und sonstige Formen wurden in Auswahl in die Datenbank aufgenommen. Auch szenische Lesungen sind mitunter dokumentiert, wenn sie von Hörspielredaktionen verantwortet sind.

    Generell wurden nur gesendete Hörspiele berücksichtigt. Gelegentlich wurden Kurz- und Langfassungen gesondert dokumentiert.

    Die Inhaltsangaben zu den Hörspielen sowie die Autorenbiografien sind, soweit nicht anders vermerkt, in der Regel identisch mit den Pressetexten, die von den Hörspielredaktionen herausgegeben werden. Außer gelegentlichen Kürzungen wurden keine nennenswerten Veränderungen vorgenommen. Die Biografien sind daher auch nicht auf dem aktuellen Stand.

    Der Hinweis »In keiner ARD-Rundfunkanstalt verfügbar« zeigt bei freien oder rein kommerziellen Produktionen an, dass sie der ARD nur zur einmaligen Ausstrahlung überlassen und hier nicht archiviert wurden.

    Die Tonträger der ARD-Produktionen befinden sich in der Regel bei der jeweils federführend produzierenden Sendeanstalt und nicht im Deutschen Rundfunkarchiv, das lediglich die zentrale Dokumentationsstelle beherbergt.

    Ergänzend zu den Hörspielnachweisen finden Sie Informationen zu Rezensionen in den einschlägigen Presseorganen und zu veröffentlichten Tonträgern im Handel.

    Ziel der vom Deutschen Rundfunkarchiv redaktionell betreuten Datenbank ist es, das Hörspielprogramm in Deutschland von den Anfängen in der Weimarer Republik bis zur Gegenwart vollständig zu erfassen, und zwar unabhängig davon, ob noch Aufnahmen auf Tonträgern vorhanden sind oder nicht. Die Datenbank soll alle Daten zu Hörspielen der ARD bzw. zu Hörspielen, die unter Beteiligung der ARD produziert worden sind, enthalten, einschließlich der 1945 bis 1950 entstandenen Produktionen der Vorläufer-Institutionen. Dazu kommen Nachweise zu den Hörspielen des Rundfunks der DDR.

    Inzwischen sind die Jahrgänge von 1945 bis zur Gegenwart recherchierbar, aber noch nicht alle auf Vollständigkeit und Richtigkeit geprüft worden. Grundsätzlich gilt für die Datensätze aller Kollektionen, dass sie jeweils den aktuellen Stand der Dokumentation widerspiegeln. Kontinuierlich werden zusätzliche Informationen ergänzt.

    Kataloge mit Nachweisen zu den urgesendeten Hörspielen der ARD wurden von 1981 bis einschließlich 2008 jährlich veröffentlicht. Ebenso liegen Kataloge zum »Hörspiel 1945–1949«, zum »Hörspiel 1950–1951«, zum »Hörspiel 1952–1953« und zum »Hörspiel 1954–1955« vor.

    Ulrike Schlieper-Müller

  • Auswahlbibliografie

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