Aufnahmemikrofon | Bildquelle: DRA/Michael Friebel
Aufnahmemikrofon
Bildquelle: DRA/Michael Friebel

100 Jahre Hörspiel

Aus der Perspektive des DRA

100 Jahre Hörspiel

Am 24. Oktober 1924 übertrug der in Frankfurt ansässige Rundfunksender SÜWRAG »Zauberei auf dem Sender«, eine Groteske, in der die Möglichkeiten des damals noch neuen Mediums Radio vorgeführt und zugleich ad absurdum geführt wurden: »Der Sender ist verrückt«, war daraufhin in der »Radio-Umschau« zu lesen.[1] Hans Flesch, künstlerischer Leiter des Frankfurter Senders und gleichzeitig Autor des Werkes, versuchte mit diesem Stück eine Kunstform zu etablieren, die es so nur im Radio und nicht woanders geben konnte: »Zauberei auf dem Sender« gilt heute als erstes Hörspiel der deutschen Rundfunkgeschichte.

Hundert Jahre später hat das Hörspiel als Genre nichts von seiner Faszination eingebüßt. Anhand einer bewusst subjektiv getroffenen Auswahl lädt dieses Themendossier Sie dazu ein, die Geschichte des Hörspiels mit Beispielen aus den Sammlungen des Deutschen Rundfunkarchivs neu zu entdecken: Neben »Zauberei auf dem Sender« entstanden bereits in der Frühphase des Rundfunks zur Zeit der Weimarer Republik viele weitere experimentelle, formal spannende oder literarisch gelungene Hörspiele. Auch während der NS-Zeit wurden Hörspiele im Radio eingesetzt – zum einen als Teil der nationalsozialistischen Rundfunkpropaganda, zum anderen aber auch als Versuche, diesen Tendenzen eine alternative Stimme aus dem Ausland gegenüberzustellen. Die zahlreichen vom Rundfunk der DDR produzierten Hörspiele wiederum können als Teil des Systems, als Einblick in die vielfältige (Alltags-)Kultur, aber manchmal auch als leiser, künstlerischer Protest verstanden werden.


[1] M. H., Der Sender ist verrückt. Ein Versuch am 24. Oktober auf Welle 467, in: Die Besprechung. Anhang der Radio-Umschau, Nr. 6, 1.11.1924, S. 44.