Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Albert Camus

Belagerungszustand

Vorlage: Belagerungszustand (Schauspiel, französisch)
Übersetzung: Hans H. Hausser
Bearbeitung (Wort): Walter Jensen
Komposition: Arthur Honegger
Technische Realisierung: Paul Send

Regie: Karl Peter Biltz

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Kurt EbbinghausStimme
    Benno SchurrStimme
    Ernst SladeckStimme
    Klaus FriedrichStimme
    Hanns BernhardtStimme
    Heinz BornStimme
    Günther GubeStimme
    Claire RueggStimme
    Günther VulpiusStimme
    Else BrücknerStimme
    Horst BeilkeRichter
    Claire RueggFrau
    Günther GubeOffizier
    Herbert A. E. BöhmeNada
    Hermann SiemekDiego
    Wolfgang von RotbergAlcalde
    Else BrücknerFrau
    Kurt EbbinghausFischer
    Claire RueggAlte
    Margot TeichmannVictoria
    Alois GargAstrologe
    Margot MüllerWahrsagerin
    Günther VulpiusAusrufer
    Franz AndermannGouverneur
    Claire RueggFrau
    Hanns BernhardtPfarrer
    Otti SchützFrau des Richters
    Wolfgang GolischDie Pest
    Stephanie WiesandSekretärin
    Alexander Hegarth1. Bote
    Alexander Hegarth2. Bote
    Günther Vulpius1. Mann
    Ernst Sladeck2. Mann
    Alexander HegarthStimme der Wache
    Günter BegeréeRuderer

In den Münchener Kammerspielen erlebte ein bis ins letzte aufgewühltes und erschüttertes Publikum die deutsche Erstaufführung von Albert Camus' "Belagerungszustand", einem Schauspiel in drei Akten. Der ungewöhnlich erregende Stoff der Handlung, der diese Aufführung zu dem großen Ereignis der Spielzeit der Kammerspiele werden ließ, hat auch den Rundfunk verlockt, dieses Stück herauszubringen und ihm die funkische Form des Hörspiels und seiner vielen, vom Optischen unabhängigen, künstlerischen Möglichkeiten zu geben. Doch was ist das Mitreißende dieses Stoffes? Camus läßt seine Handlung in der spanischen Stadt Cadix (!) spielen. Sein Spiel ist Gleichnis und Deutung. Über die Stadt zieht, das Volk erschreckend, ein brausender Komet. Seine Wirkung ist furchtbar. Schon wenige Stunden später bricht in der Stadt Cadix die Pest aus. Aber sie bricht nicht nur aus, sie erscheint persönlich, sie ist mehr als eine Krankheit. Sie ist die personifizierte Seuche unserer Zeit und heißt Terror, anonyme Macht, absolute Ordnung, totale Organisation! Diese Pest erscheint in dem Stück, ihr kalter Atem verjagt den Gouverneur. Sie reißt die Macht an sich. Sie errichtet eine Staatsmaschinerie, in der die Menschen nur noch funktionieren, nicht mehr leben dürfen. Um das Geschäft reibungsloser abzuwickeln, hat sich die "Pest" den Tod als Sekretärin mitgebracht. Diese Dame führt Buch. In ihm sind alle Einwohner verzeichnet. Wer das Unglück hat, staatspolitisch wertlos zu sein, wird ausgestrichen, liquidiert! Und die Dame streicht unermüdlich aus ... Doch auch diese perfekte "pestalische" Maschinerie hat einen kleinen Fehler: Wer ohne Angst ist, gegen den vermag sie nichts! Und hier offenbart sich Camus als der Dichter der résistance, des unentwegten Dennoch - Glaubens, der erbitterten Absage an Gewalt und Macht. Auch in seiner Stadt Cadix tritt ein junger Mensch auf, der furchtlos der Pest entgegentritt, rebelliert und es vermag, daß die Perfektion ihrer Technik versagt. Cadix wird befreit, die Belagerung aufgehoben. Die Pest weicht, - jedoch ohne Verzweiflung, denn noch gibt es genügend andere Plätze, wo sie sich - vorläufig - breitmachen kann.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Südwestfunk 1950
  • Erstsendung: 26.09.1950 | 59'10

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