Hörspiel
Autor/Autorin:
Günter Jannasck
Das Taubenhaus
Technische Realisierung: Dinter
Regie: Wolfgang Spier
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Marion Degler Mary Baker Horst Niendorf John Baker Roma Bahn Mrs. Collins Eduard Wandrey Dr. Bentley Peter Herzog George Hilla Hofer Schwester Herbert Wilk Obmann Reinhold Bernt Gerichtsdiener Theodor Rocholl Richter Wolfgang Conradi 1. Geschworener Paul Paulschmidt 2. Geschworener René Dorsé 3. Geschworener Eva-Maria Werth Mädchen
Nach der Ursendung schrieb der "Tagesspiegel": "Die Geschworene Mary Baker soll in einem Schwurgerichtsprozeß die Entscheidung über "schuldig" oder "nicht schuldig" treffen. Sie soll über eine Tat urteilen, derer sie sich selbst schuldig weiß. Auch sie war vor Jahren in einer ähnlichen Situation wie die Angeklagte. Sie hat einem Menschen, der nach ihr rief, die Hilfe verweigert, sie hat ihn schweigend sterben lassen. Sie wurde damals nicht angeklagt, denn niemand wußte von ihrer Schuld. Doch ihr Gewissen ist ein unerbittlicher Richter, erläßt sie nicht vergessen und quält sie mit der Frage: "Läßt sich das überhaupt verstehen? Ein Mensch stirbt, und man steht dabei und schweigt?" Bedrängt von den Schatten der Vergangenheit, erlebt die Geschworene während der Gerichtsverhandlung noch einmal, was damals geschah, wie es dazu kam, daß sie menschlich versagte. Diese dunklen Bilder seelischer Not in einer Atmosphäre der Bitterkeit, des Hasses und der Einsamkeit, hat der Autor sparsam und sehr eindringlich aufgezeichnet. Wolfgang Spier inszenierte das nachdenklich stimmende herbstliche Spiel mit der sensiblen Marion Degler und mit Roma Bahn. Ihnen gelingt, im Hörer mehr als Anteilnahme für ein trauriges Geschick zu wecken: ein mahnendes Gefühl für die Schuldbeladenheit jedes menschlichen Lebens".Der evangelische Pressedienst "Kirche und Rundfunk" schrieb: "Der Hörer wird nicht durch unnötige Gerichtskulissen abgelenkt, das ganze technische Dekor, das Hin und Her von Vorsitzenden, Geschworenen, Angeklagter, Publikum wird vermieden. Einzig und allein das Gewissen, das psychische Unbehagen der Hauptperson wird herausgeschält und beleuchtet. Und darin teilt sich dem Hörer etwas mit, in eben dieser Wachhaltung, dieser Schärfung des Gewissens. Schon aus diesem Grunde verdient die Sendung volle Zustimmung".
Produktions- und Sendedaten
- RIAS Berlin 1960
- Erstsendung: 19.10.1960 | RIAS 1 | 56'15