Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Ödön von Horvath
Ein Kind unserer Zeit (1. Teil)
Vorlage: Ein Kind unserer Zeit (Roman)
Bearbeitung (Wort): Jörg Jannings
Komposition: Birger Heymann
Technische Realisierung: Wolfgang Karreth, Angela Glink
Regie: Jörg Jannings
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans Brenner Der Soldat Willi Trenk-Trebitsch Der Vater Klaus Fischer 1. Stimme Klaus Fischer 1. Soldat Klaus Fischer Die Ratte Birgit Doll Anna Marianne Brandt Die Alte Rainer Frieb 2. Stimme Rainer Frieb 2. Soldat Michael Hoffmann 3. Stimme Martha Wallner Die Schwester Susi Nicoletti Die Witwe
"Ein Kind unserer Zeit", abgeschlossen und im darauffolgenden Jahr bei Allert de Lange in Amsterdam publiziert, ist der letzte Roman Horváths, der sich, ein Jahr vor seinem Tod, der Prosa zugewandt hatte. Der in der Abschreibetradition von Literaturkritikern oft als skizzenhaft bezeichnete Roman erweist sich als genauer, ja fast streng durchkomponierter Monolog, der Motive, Bilder, Empfindungen und Phrasen - z.T. auch früherer Arbeiten - als mehrfach wiederkehrende Stereotypien eines Bewußtseins zu einem Text von eher märchenähnlicher Struktur verarbeitet - trotz der deutlichen Zeitbezüge. Die Wiederkehr allerdings signalisiert hier Veränderungen eines Bewußtseins. Der Soldat, Jahrgang 1917, ein kleinbürgerlicher Schwadroneur nationalsozialistischer Parolen, begegnet, nachdem er infolge einer Kriegsverletzung die Armee verlassen muß und arbeitslos bleibt, in der Gestalt eines Buchhalters seinem eigenen inhumanen Denken, und er erschlägt ihn: "Bedenk es: er wußt sich nicht anders zu helfen, er war eben ein Kind seiner Zeit". Horváths Roman leistete weniger eine historisch genau Deskription der politisch gesellschaftlichen Zustände des 3. Reichs vor dem Zweiten Weltkrieg als eine Analyse der zähen Kleinbürgermentalität, deren konsequenten Weg in den Krieg, zu dem auch die Greuel an der Zivilbevölkerung gehörten, der Autor vorwegnahm.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk / Süddeutscher Rundfunk / Bayerischer Rundfunk 1981
- Erstsendung: 16.04.1981 | 77'35