Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Marianne Frisch, Martin Kluger
Die Tiere und die Toten
Technische Realisierung: Erich Matthias, Elke Kellermann, Renate Wichern
Regieassistenz: Ariane Gottberg
Regie: Heinz von Cramer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Marianne Lochert Frau Peter Lieck Mann
Auf einer Reise nach Berlin haben sie sich getrennt: während sie, die junge Ärztin Dominique, im Interzonenzug zurückfährt, spaziert er, Robert, durch den Zoologischen Garten. Sie liest in einem Buch über die Evolutionsgeschichte und Psychologie der Tiere. Er hält Zwiesprache mit sich und den "Magnifizenzen der Schöpfungsgeschichte", den Tieren hinter Gittern. Er erinnert sich an seine ruhelose Vergangenheit mit Dominique und steigert sich in eine selbstzerfleischende Beredsamkeit hinein, die den akuten lebensbedrohenden Beziehungswahn eines verlassenen Liebenden zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig wird in Zitaten aus zoologischen Lehrwerken, die Dominique im Eisenbahnabteil liest, das Psychogramm einer gescheiterten Liebe erkennbar. Diese doppelte Hinwendung zu den Tieren spiegelt den Wunsch, die unbewußte Unschuld wiederzugewinnen, zugleich das Bewußtsein der Zerstörung alles Unschuldigen und Bewußtlosen. Weder als Maske noch als Spiegel können die Tiere Robert helfen, ihm bleibt nur der tierische Schreckruf, der einen ähnlichen Schrecken bei anderen Tieren erweckt und so indirekt zum Warnruf wird. Schreck- und Warnruf ist zugleich auch Dominiques zunehmende Verstrickung in eine Tierpsychologie, die der Psychologie des Menschen beklemmend ähnlich ist, geschrieben in einer mitleidlos sinnenfeindlichen Sprache, von Toten über Tiere. Sendeanlässe: Literarische Darstellung einer Beziehungsgeschichte, die mit zoologischen Aspekten ironisiert wird.

Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk / Sender Freies Berlin 1982
- Erstsendung: 13.03.1982 | 83'45