Originalhörspiel, Collage, Dokumentarhörspiel

Reihentitel: Hörspielwerkstatt

Autor/Autorin: Jörg Aufenanger

Die fröhlichen Nihilisten

Rekonstruktion eines Turmes

Redaktion: Heinz Hostnig
Technische Realisierung: Karl-Otto Bremer, Sabine Kaufmann
Regieassistenz: Ariane Gottberg

Musik: Horst Stein, Wolfgang Trommer

Regie: Jörg Aufenanger

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/Sprecherin
    Burghart Klaußner

Ende 1945 - Trümmer überall, auf den Straßen und in den Köpfen. Kein Stein steht mehr auf dem anderen. Nicht in der äußeren Wahrnehmung, nicht in der inneren Sichtung. Ende 1945 - in einer größeren Stadt abseits der alten Metropolen in Wuppertal, treffen sie zusammen, die damals um die 20 Jahre alt sind. Sie sind im Faschismus großgeworden, für ihn in den Krieg gezogen, noch einmal davongekommen. Von Politik und Ideologie wollen sie nichts nehr wissen. Kunst soll ihr Leben sein, mit ihr wollen sie in einem auf Improvisation basierenden Zusammenspiel neue Formen kollektiver Kreativität ausprobieren, eine neue Gemeinschaft bilden, wie es sie in der Romantik und im Expressionismus gegeben hat. Der TURM entsteht, eine Gruppe junger Künstler. Es sind Schauspieler dabei, Musiker, Schriftsteller und Maler. Inmitten von Trümmern eines Hungerwinters entsteht eine Insel der Kunst, ein Traum. Man spielt Theater, liest Literatur, entdeckt die Expressionisten und ihr anti-bürgerliches Aufbegehren in Sprache und Gestus, die Literatur aus Frankreich und Amerika, die Worte und Formen für die Zerstörung in der Welt gefunden hat. Worte und Formen, die man jetzt selbst auch sucht, für das, was die Wirklichkeit, die man vom Turm aus sieht, ausmacht. Haben spielt keine Rolle mehr, was zählt, ist nur die permanente Diskussion, die Entfaltung von Kunst in fast anarchistischer Ungebundenheit. 1948, die Währungsreform. Die Wirklichkeit holt diese jungen Menschen ein, überholt sie. Ein Traum geht zu Ende. Es wird ernst. Man muß etwas werden. Der TURM löst sich auf. Das Hörstück versucht eine Rekonstruktion dieses "Turmes". Eine Collage aus Erinnerungen und Dokumenten von damals beschreibt diesen Traum einer Freiheit in der Kunst, der so jäh mit der Währungsreform endet. (Jörg Aufenanger)

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Norddeutscher Rundfunk 1982
  • Erstsendung: 30.10.1982 | NDR 3 | 84'47

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