Hörspiel
Autor/Autorin:
Antonio Skarmeta
Tot. Vorübergehend
Übersetzung: Christel Dobenecker
Technische Realisierung: Roland Seiler, Regina Kraus
Regie: Bernd Lau
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Martin Halm Gabriel Wolfgang Büttner Großvater Esteban Else Quecke Großmutter Elena Gerd Baltus Papa Antonio Rosel Zech Mamma Hilda Bettina Franke Freundin Christina Johannes Hertel Käufer
Oft steht der 16-jährige Gabriel morgens auf und beobachtet, wie die Sonnee jeden einzelnen Gegenstand berührt und zum Leuchten bringt. Genau wie sein Großvater, der in seinem Rollstuhl nur noch Auge ist, eine Gefährte im Schweigen und Schauen. Damals, bei Putsch gegen den Präsidenten Allende, öffnete die Familie den Korsarenkoffer des Großvaters, mit dem er vor vielen Jahren von Europa gekommen war und fördert seinen deutschen Paß zutage. Und jetzt wohnen sie im politischen Asyl in Berlin-Moabit. Gabriel fühlt sich wohl - er hat die Familie und er hat eine Freundin - das hübscheste Mädchen von ganz Berlin. Nur die Großeltern, inzwischen weit über achtzig, wollen zurück nach Chile. Und eines heißen Sommertages brechen sie auf, mit dem Rollstuhl nach Tegel und von da an mit dem deutschen Paß direkt nach Santiago/Chile. Sie kommen nur bis zum Markt von Alt-Moabit; dort kauft die Großmutter den Fisch, den der Großvater zum Leben braucht. Und Gabriel, der ihnen gefolgt ist, bringt sie nach Hause zurück. Nach Hause? Als der Großvater bald danach stirbt, hinterläßt er einen Brief: "Lieber Gabriel, wenn Pinochet gestürzt ist, und ihr nach Chile zurückkehrt, grabe uns aus und nimm uns mit. Lass uns nicht allein." Weil der Vers von Neruda, den er ausgewählt hat, für den Grabstein zu lang ist, läßt Gabriel darauf eingravieren: "Tot. Vorübergehend".
Produktions- und Sendedaten
- Südwestfunk / Sender Freies Berlin / Westdeutscher Rundfunk 1982
- Erstsendung: 03.06.1982 | 72'45