Originalhörspiel

Autor/Autorin: Harald Mueller

Kohlhaas (1. Teil: Der Händler)

Komposition: Bernhard Schmitz
Technische Realisierung: Peter Jochum, Gisela Keiper

Regie: Walter Adler

"Bei der Beschreibung der Titelfigur bin ich nicht von der Kleistschen Vorlage ausgegangen. Interessiert hat mich vielmehr der historische Hans Kohlhase, Urbild des Kleistschen Michael Kohlhaas. Dieser Hans Kohlhase war keineswegs der von Kleist geschilderte begüterte Pferdehändler, sondern ein armer Lebensmittelkrämer, der, Zwischenhandel treibend, mit einem Karren durchs Land zog. Er war ehrlich, rechtschaffen, gesetzestreu, ein guter Christ, ein um das Wohl der Seinen besorgter Familienvater und eifrig bemüht, in der Hierarchie des damaligen Bürgertums aufzusteigen. In der alten Berliner Schwesterstadt Cölln an der Spree besaß Hans Kohlhase ein kleinnes Haus, einen Acker und eine Wiese. Im Sommer des Jahres 1532 lasten mehrere hundert Gulden Kreditschulden auf seiner Bilanz. Durch den Verkauf von zwei billig erworbenen Pferden auf der Leipziger Herbstmesse hofft er, seine Gläubiger zufriedenstellen zu können. Als der sächsische Landadlige Günter von Zaschwitz, das historische Original des Kleistschen Ritter Tronka, unter einem fadenscheinigen Vorwand den Hans Kohlhase seiner Pferde beraubt, ist es soweit: Der Händler steht vor dem existenziellen Ruin. Er geht vor Gericht, richtet Bittschriften an die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen, bittet den alternden Reformator Luther um Hilfe. Aber was er auch unternimmt, er findet kein Gehör, wird abgewiesen, trifft auf taube Ohren. Da beschließt der Lebensmittelkrämer Hans Kohlhase, sich sein Recht mit Gewalt zu nehmen." (Harald Mueller) zweiten Teils: Montag. 7. November 1983