Hörspiel

Autor/Autorin: Giorgio Manganelli

Monodialog / Hyperhypothesen

übersetzt aus dem Italienischen

Übersetzung: Daniele Dell' Agli
Technische Realisierung: Erich Matthias, Anne Domernicht, Brigitta Eggert

Regie: Raoul Wolfgang Schnell

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Otto Kurth
    Richard MünchMonodialog
    Bernhard MinettiHyperhypothesen

Monodialog: Wir befinden uns am Vorabend der Schöpfungsgeschichte. A, der Allmächtige, berät sich mit B, seiner skeptischen Verfallsstufe, der die Position des Nichts vertritt, ob es nicht an der Zeit sei, endlich aus dem Zustand ewiger Dunkelheit herauszutreten, und "Welt", d. h. Raum und Zeit und lebende Wesen zu gründen, endlich also "Licht" zu machen. In theologisch-philosophischen Paradoxien wird das Für und Wider solch einer folgenreichen Tat erörtert, wobei es B im Laufe des Streitgesprächs gelingt, A von seinem Plan abzubringen. Schließlich müßte A, um zu erschaffen, seine Allmächtigkeit verzehren und aufgeben sowie seine Ewigkeit und damit all jene Eigenschaften verlieren, um deretwegen man an ihn als einen Gott glauben könnte. Und würde dieser Gott an sich glauben,hätte er es dann nötig, seine Existenz durch Taten und Schöpfung unter Beweis zu stellen? Ein Dilemma, vor dem sich freilich nicht nur der Demiurg, sondern jeder Künstler und "Macher" gestellt gesehen haben mag. Hyperhypothesen: Dieses Ein-Mann-Stück ist entgegen dem Anschein kein Monolog. Der Vortragende ist vielmehr gespalten in einen Sprecher, der - nach innen, aber auch zu einem imaginären Publikum gekehrt - Thesen und Assoziationen über Wesen und Funktion der Hypothese im menschlichen Denken entwickelt; und andererseits in einen Hörer, der sensibel die von "außen" in den Theaterraum hereinbrechenden Geräusche registriert, worauf wiederum der Sprecher in seinem Diskurs reagiert: natürlich mit Hypothesen. Denn kann man anders als Vermutungen, Wahrscheinlichkeiten etc. den Signalen, die uns nur über das Ohr vermittelt werden, abgewinnen? Warum bleiben sie - entgegen den optischen Daten - immer irgendwie "obskure Botschaften", mit einem Rest an nicht festzustellender Objektivität?

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Norddeutscher Rundfunk 1983
  • Erstsendung: 02.04.1983 | NDR 3 | 37'00

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