Hörspiel
Autor/Autorin:
Dieter Kühn
Der König von Grönland
Technische Realisierung: Dieter Stratman, Gabriele Neugroda
Regieassistenz: Heino Streier
Regie: Hans Gerd Krogmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Walter Jokisch Erasmi Clara Walbröhl Alte Frau
Ein alter Mann berichtet einem fiktiven Freund, einem kleinen Eskimojungen, über sein Leben. In den Jahren, in denen er sich als Museumswärter unter Fossilien und ausgestopften Tieren bewegte, war es ihm nicht aufgefallen, eines Tages jedoch dann nicht mehr zu leugnen: Er ist aus der Zeit gefallen, sein Körper und seine Wahrnehmung bewegen sich nur noch in Zeitlupe. Von da an ist er einsam geworden, seine Frau hat ihn verlassen, seitdem streift er an den Menschen vorbei, fasziniert, amüsiert und manchmal verängstigt ihr atemlos-emsiges Ameisenleben registrierend. In einer Kneipe rufen sie ihn, wenn er hereinkommt, den "König von Grönland". Dahin reist er auch immer wieder mit seinen Gedanken, reist hinein in Träume von weiten, schweigenden Landschaften, mit endlos langen Polartagen und -nächten. Er sehnt sich nach einem Rhythmus, einer Zeit, in der er wieder zu Hause sein darf. "Ich sehe mich wieder am Eisloch stehen, hinunterhorchen, und aus dem schwarzen Wasser lösen sich, aufsteigend, alle beschwörend hineingesprochenen, hineingerufenen, hineingesungenen Laute von Eskimos, die Fische aus den Wassertiefen lockten: a-tu'a-lu, a-tu'a-lu, taku, taku, agssut, agssut, a-tu'a-lu! Und ich höre zugleich Beschwörungsstimmen an weiteren Eislöchern - all diese vielstimmig gemurmelten, gesprochenen, gesungenen Beschwörungslaute, Beschwörungswörter steigen vor mir auf, im Eisloch, Klangloch, an dem ich stehe, a-tu'a-lu, a-tu'a-lu, taku, agssut, taku, agssut, a-tu'a-lu-".

Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1983
- Erstsendung: 29.11.1983 | 82'46