Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Fjodor Michailowitsch Dostojewski
Bobok
Vorlage: Tagebuch eines Schriftstellers (russisch)
Übersetzung: Peter Urban
Bearbeitung (Wort): Peter Urban
Technische Realisierung: Karl-Heinz Stoll, Waltraud Gruber
Regieassistenz: Uwe Schareck
Regie: Otto Düben
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Ernst Jacobi Ivan Ivanyc Reinhard Zobel Semen Ardaljonovic Traugott Buhre General Pervoedov Klaus Herm Lebezjatnikov Ingrid van Bergen Avdotja Ignatjevna Ulrich Hass Klinevic Alois Garg Geheimrat Tarasevic Lena Stolze Catiche Walter Renneisen Kaufmann Matthias Haase Junger Mann Ernst Konarek Ingenieur
Der Literat Ivan Ivanyc, der einen Roman geschrieben hat, der nicht gedruckt wurde, der Feuilletons geschrieben hat, die abgelehnt wurden, der Zeitungen regelmäßig mit zahllosen Leserbriefen traktiert, befindet sich in einer recht merkwürdigen Gemütslage: dauernd hört er jemanden neben sich "Bobok" sagen, immer wieder "Bobok" und nichts als "Bobok". Um auf andere Gedanken zu kommen, läuft er ins Freie und gerät makabrerweise mitten in eine Beerdigung. Auf dem Friedhof schließlich überwältigen ihn seine Visionen - oder sind es doch Realitäten einer anderen, uns normalerweise verschlossenen Welt? Jedenfalls scheint er, zumindest akustisch, Zugang zum Reich der Toten gefunden zu haben, und dort geht es beinahe zu wie überall sonst: man streitet sich beim Kartenspielen, man wirft sich Frechheiten an den Kopf, man verführt, man intrigiert und man amüsiert sich. Als Ivan Ivanyc niesen muß, ist der ganze Spuk vorbei, aber noch immer ist dieses gräßliche "Bobok" zu hören. Fedor Michajlovic Dostoevskij (1821-1881) steht, wie kaum ein zweiter russischer Autor des 19. Jahrhunderts, mit seinem gigantischgenialischen Roman werk von "Schuld und Sühne" bis zu den "Brüdern Karamazov" - stellvertretend für den oft sehr mißbrauchten Begriff der 'russischen Seele'. Dostoevskijs Wurzeln sind in der Satire Nikolaj Gogols zu suchen. Weniger bekannt ist Dostoevskijs Rolle als Moralist und Zeitkritiker, dem im "Tagebuch eines Schriftstellers" mit "Bobok", wie der Übersetzer schreibt, "im Jahr 1873 quasi das erste Originalhörspiel der neueren russischen Literatur gelungen ist".
Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk 1988
- Erstsendung: 30.10.1988 | 48'05