Hörspiel
Autor/Autorin:
Edwin Ortmann
Essen oder gegessen werden: Zwei Frauen ganz in Weiß
Technische Realisierung: Peter Kretschmann, Brigitte Eggert
Regieassistenz: Waltraud Heise
Regie: Hans Gerd Krogmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Jens Wawrczeck Joschi Felix von Manteuffel Joschi (als Erwachsener) Stefan Kurt Ernst, sein Bruder Franz-Josef Steffens Ex-Offizier Walek Anke Tegtmeyer seine Frau Gertrude Katja Teichmann seine Tochter Monika Dietmar Mues General Todt Erla Prollius Apothekerfrau Matzanke Herbert Tennigkeit Verkäufer
Der Autor hat die Kunst, eher traurige Geschichten von Verletzungen und Beschädigungen so zu erzählen, daß es dennoch genug zu lachen gibt, inzwischen zu souveräner Meisterschaft entwickelt. Geschichte und individuelle Erinnerungsarbeit erhalten eine eigene, ganz unsentimentale, akustisch spannungsvoll variierte Realität, in der verschiedene Ebenen und Wahrnehmungen sich mischen. Der kindlich naive Blickwinkel des 15-jährigen Jungen Joschi verleiht dabei den realen Geschehnissen, an die sich der inzwischen 40-jährige erinnert, eine zweite Dimension - die einer durch pubertäre Phantasie imaginierten Welt der Abenteuer und Geheimnisse. "Es ist viel Poesie in diesem Hörspiel - als Gegengewicht zu den dunklen Tönen der Geschichte. Poesie der beiden Kinder. Poesie der in die Handlung integrierten Gedichte. Und Poesie der Narretei. Aber es ist eine Geschichte der Behinderungen auch - des Exoffiziers als eines ziemlich reduzierten Invaliden; seiner Frau, die in die Verkleinerungsform flieht; seiner Tochter, die aus der für sie so stummen, rüden Welt des Vaters in die ebenso rüde Welt ihres ersten 'richtigen' Freundes zu entkommen versucht... Auftritt, weiß und statuarisch: die Apothekerfrau. Sie hat das Auge. Sie hat die Wahrheit. Sie hat die Hybris. Sie und die Tochter bilden zum Schluß eine einzige Wolke, eine einzige Symbiose - fragt sich nur, wer wessen Tränen ißt.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 1989
- Erstsendung: 07.10.1989 | 79'00