Hörspiel
Autor/Autorin:
Bernhard Pfletschinger
Der Untergang Amerikas
Technische Realisierung: Peter Esser, Renate Klein
Regieassistenz: Ingrid Neuhaus
Regie: Klaus-Dieter Pittrich
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Siemen Rühaak Norbert Krista Posch Sabine Johanna Bassermann Johanna
Alain Resnais hat in seinem Film "Mein Onkel aus Amerika" eine vordergründig unbekümmerte Spekulation betrieben: die Spekulation darüber, wie weit der Mensch noch in seiner Naturgeschichte verwurzelt und wie nah oder fern er der Befreiung aus dieser "Vorgeschichte" ist. Völker, Naturlandschaften, Individuen und so planetarische Stoffe wie Luft, Erde und Wasser werden vom Menschen zerstört, während er selbst in einer Zeit, in der alle denkbaren Schocks überwunden scheinen, Magengeschwüre bekommt, wenn er vom anderen Geschlecht betrogen wird. Und auch der Freitod erfolgt meist nicht aus Verzweiflung über die Ohnmacht der Vernunft, sondern aus Verzweiflung über das eher private Scheitern. Bernhard Pfletschinger spielt diese Spekulation am Beispiel einer gescheiterten Liebesbeziehung durch: Der siebenundzwanzigjährige Werner, Lehrer ohne Referendarstelle, taucht eines Abends bei seiner ehemaligen Freundin Sabine auf. Diese hat ihn vor einiger Zeit verlassen und lebt jetzt mit dem Dozenten Max zusammen, dessen Rückkehr von einem Seminar sie noch am selben Abend erwartet. Zu ihrer Verblüffung hat Werner den Namen eines ehemaligen Nachbarn angenommen, eines alten SS-Offiziers, der vor wenigen Tagen Selbstmord begangen hat. Werner, der jetzt Norbert heißt, zwingt Sabine, die Geschichte ihrer Beziehung zu bereden, eine Geschichte, die durch das Gespräch zunehmend weniger als Prozeß erscheint, sondern als ein Zyklus, der die Beteiligten immer wieder auf die alten Verhaltensweisen zurückwirft, die der Kopf längst überwunden zu haben glaubt.
Weitere Informationen
Bernhard Pfletschinger, geboren 1946 in Mühlacker (Baden-Württemberg), schrieb neben journalistischen Arbeiten mehrere Hörspiele.

Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1984
- Erstsendung: 07.02.1985 | 80'05