Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Gerhart Hauptmann

Des großen Kampffliegers, Landfahrers, Gauklers und Magiers Till Eulenspiegel Abenteuer, Streiche, Gaukeleien, Gesichte und Träume

Vorlage: Des großen Kampffliegers, Landfahrers, Gauklers und Magiers Till Eulenspiegel Abenteuer, Streiche, Gaukeleien, Gesichte und Träume (Versepos)
Bearbeitung (Wort): Rolf Henniger
Komposition: Hinrich Schafmeister
Technische Realisierung: Günther Kasper, Marilyn Janssen
Regieassistenz: Georg K. Berres

Regie: Rolf Henniger

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Ulrich BeselerTill
    Traugott BuhreErzähler
    Nina DanzeisenGule
    Dieter HufschmidtJohann Sebastian Bach/König Abalus
    Ulrich von Bockvon Piculnus/Baha Ollah
    Wolfgang GrönebaumKlumpstadt/Kantor
    Anton SchiefferKronprinz/Ulrich
    Dieter BrandeckerKühlewein/Kardinal
    Curt BockProfessor/Gandhi
    Hansjoachim KrietschAmtmann/Exzellenz
    Anke TegtmeyerMutter/Direktrice
    Armin RhodeRusse
    Gottfried MehlhornFärber
    Roland Avenard1. Soldat/1. Kavalier
    Thomas Höhne2. Soldat/2. Kavalier
    Thomas LangStudent/Sekretär/Franziskus
    Bernhard BaierWachtmeister/Landwehrmann
    Reinhard SchulatWirt Schultheiß
    Angelika Steinborn1. Hofdame/Junge Frau
    Andrea Matzker2. Hofdame/Frau
    Ruth Schiefenbusch1. Dirne
    Sabine Burghardt2. Dirne

Der Autor, der 1914 in der allgemeinen Kriegsbegeisterung den Soldaten patriotische Lieder gesungen und ausgerufen hatte: "Komm, komme, deutscher Völkermai!", zieht in diesem Epos in Hexametern, das von 1919 bis 1927 entstand, die bittere Konsequenz aus dem verlorenen Krieg und den enttäuschten Hoffnungen. Hauptmann aktualisiert die Volksbuch-Gestalt des Till Eulenspiegel und gibt ihm eine Doppelrolle als desillusioniert aus dem Kriege heimgekehrter Soldat und als vagierenden "Schalksnarr", der der Welt den satirischen Spiegel vorhält und die chaotischen politischen Zustände Deutschlands in den frühen zwanziger Jahren mit Bitterkeit kommentiert. Diese Umdeutung Eulenspiegels ins Politische ist schon vorgebildet in de Costers "La légende et les aventures... d'Ulenspiegel et de Lamme Goedzak" (1968), worin Till mit seinem Pudel "Prinz", einer Eule, seinen Pferden "Gift" und "Galle" und einem Panjewagen von Schlesien aus durch Deutschlands Gaue zieht. Hauptmann läßt die Abenteuer Till Eulenspiegels in einer traumhaften Erzählung ausklingen, in der er sein tausendjähriges Liebesidyll mit der Göttin Baubo auf einer Alm des Taygetos schildert, das schließlich mit einem Ritt auf dem Kentauren Cheiron durch den ganzen mythologischen Kosmos endet. Am Ende geht Till als einsamer Pilger in die Schweiz und läßt sich auf der Suche nach einer geheimnisvollen, Christus ähnlichen Gestalt in eine Bergschlucht fallen. Die Bauern dieser Gegend berichten, er spuke noch als "gutes Gespenst" mit Klingeln und Lachen des Nachts in der Gegend herum. Parallelen zur heutigen Fantasyliteratur und dem wohl am wenigsten bekannten Werk des Autors (1862-1946) treten zutage; sie legten den Gedanken nahe, dieses Werk, das sich der Wertschätzung des Philosophen Georg Lukács erfreute, von der Kritik zur Uraufführung jedoch mit dem Verdikt bedacht wurde, es bezeuge "die ganze betäubende Kraft des Magiers und die ganze steife Skurrilität eines humanistisch gebildeten Oberlehrers" (Willy Haas) in einer radiophonen Fassung einem heutigen Publikum wieder zugänglich zu machen.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Westdeutscher Rundfunk 1989
  • Erstsendung: 01.11.1989 | WDR 3 | 16:00 Uhr | 88'32

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