Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Julio Cortázar
Der Verfolger
Ein Stück Jazz
Vorlage: Der Verfolger (Erzählung, spanisch)
Übersetzung: Rudolf Wittkopf
Bearbeitung (Wort): Bodo Morshäuser
Technische Realisierung: Roland Seiler, Regine Schneider
Regieassistenz: Patrick Blank
Regie: Christian Brückner
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Wolfgang Condrus Bruno, Jazzkritiker Ron Williams Johnny, Jazzmusiker Anke Reizenstein Dedee, seine Freundin Marianne Lochert Tica, die Marguise Andreas Szerda Art, Jazzmusiker Helmut Vogel Marcel, Jazzmusiker
1958 erschien Cortázars Geschichte aus dem Pariser Jazz-Milieu der Nachkriegszeit, das der aus Buenos Aires an die Seine übergesiedelte Autor aus eigener Anschauung kannte. Er beobachtete und teilte die Faszination französischer Intelektueller durch die schwarzen Bebop-Musiker Amerikas, die unter dem Rassismus und Kommerzialismus daheim zu leiden hatten, in den Pariser Existentialisten-Treffs und Jazzkellern zeitweilig ein neues Zuhause fanden und in der Salle Pleyel ihre legendären Konzerte gaben. Cortázars Erzählung "Der Verfolger" ("El perseguidar") ist freilich alles andere als eine Milieu-Geschichte. Es geht vielmehr um das Wechselspiel zwischen einem Künstler und seinem Konterfei: um das spannungsreiche Verhältnis zwischen weltberühmten, aber durch Alkohol und Drogen ruinierten Jazzmusiker Johnny Carter und seinem französischen Biographen Bruno, der Johnny schon bei Lebzeiten für die Nachwelt porträtiert. Eitel und mit gezügelten Emotionen, aber nicht ohne Teilnahme verfolgt Bruno den Lebenskampf des sinnlichintuitiven Musikers Johnny, der diesen Kampf nicht gewinnen kann, aber als größter Altsax ophonist aus der Bebop-Avantgarde Amerikas in die Geschichte eingehen wird. "Es ist wie ein Spiegel," sagt Johnny: "Am Anfang dachte ich, wenn man liest, was jemand über einen schreibt, müsse das ungefähr so sein, wie sich selbst sehen und nicht im Spiegel. Da fehlt einiges, Bruno. Du weißt viel besser Bescheid als ich, doch mir scheint, dass da einiges fehlt." Aus Amerika, wo Johnny bald nach der Rückkehr stirbt, erfährt Bruno dessen letzte Worte: "Oh, mach mir eine Maske." Cortázars Erzählung trägt die Widmung "In memoriam Ch.P". Charlie Parker starb 1955 im Alter von 35 Jahren.

Produktions- und Sendedaten
- Südwestfunk / Westdeutscher Rundfunk 1990
- Erstsendung: 29.05.1990 | 77''18