Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Heinrich Böll
Sprechanlage
Technische Realisierung: Ziersch
Regie: Wolfgang Woytt
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Manfred Heidmann Franz Rehbach Rudolf Jürgen Bartsch Robert Köhler Margrit Spielmeyer Marianne Rehbach Timo Ben Schöfer Der Sohn Lutz Schulze An- und Absage
Eine Atmosphäre solider Bürgerlichkeit: Vater und Sohn Kehbach sitzen in ihrer Dachwohnung über einem Briefmarkenalbum. Mit sanfter Lehrhaftigkeit erklärt Rehbach spanische und Schweizer Marken. Als von unten geklingelt wird, bittet er, der Sohn möge durch die Sprechanlage sagen, er sei nicht zu Hause. Aber der Mann am Haustor ist nicht abzuweisen, er läßt bestellen, "Robert" stehe unten. Robert, offenbar ein Jugendfreund oder ein Kriegskamerad, will nicht raufkommen, und wenn Rehbach runterzukommen versucht, wird er weglaufen. Bleibt also nur die Sprechanlage als Mittel zur Verständigung. Mit spärlichen Indizien deutet Robert vage eine Schuld Rehbachs an: Bei Kriegsende lebten Rehbach, Helene und Robert in einer Höhle versteckt; damals hat Robert Rehbachs Leben gerettet, indem er irgendein Medikament besorgte, seitdem hat Rehbach nichts mehr von ihm gehört, all die Jahre nicht. ("Robert lacht immer, Lachen ist sein Hauptnahrungsmittel, es ist sein Brot und sein Wein.") Damals unter den Franzosen ist er Bürgermeister geworden mit viel Vollmacht und Freiheit, aber er war nie ein Bürgermeister, stets nur Maler. Im Augenblick, so sagt er, hängt seine Kunst allerdings von der Temperatur ab: er zeichnet mit dem Finger auf beschlagene Scheiben. Auch im Gefängnis war er, jedoch nicht die ganze Zeit. Und jetzt braucht er Geld. Helene hat er schon angepumpt, aber die erinnerte ihn zu sehr an seine Begabung. Rehbach bietet sein halbes Vermögen oder wenigstens einen größeren Scheck. Einen Scheck? Wenn Robert sich in einer Bank sehen läßt, drückt der Portier den Alarmknopf. So wird also vereinbart, daß Rehbach alles Bargeld, das er hat - er behauptet, etwa 500 Mark -, in einer Schachtel runterwirft. Tatsächlich erhält Robert dann aber nur etwas über 200 Mark. Er lacht ironisch und fordert mehr. Plötzlich kommt Marianne, Rehbachs Frau, nach Hause. Sie hat den Mann am Haustor gesehen und will wissen, ob das etwa Robert war, von dem Rehbach immer erzählt, daß er ihm sein Leben verdankt. Wie er ausgesehen habe, fragt ihr Mann. Marianne kann ihn nicht beschreiben. War es wirklich Robert? Existiert er noch? Vielleicht nur als Stimme in der Sprechanlage?
Produktions- und Sendedaten
- Deutsche Welle 1981
- Erstsendung: 30.09.1981 | 21'09