Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
George Bernard Shaw
Der Arzt am Scheideweg
Vorlage: The Doctor's Dilemma (Theaterstück, englisch)
Übersetzung: Siegfried Trebitsch
Bearbeitung (Wort): Otto Heinrich Kühner
Technische Realisierung: Herbert Kara, Ingeborg Hasse
Regie: Cläre Schimmel
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Albrecht Schoenhals Sir Colenso Ridgeon Erich Ponto Sir Patrick Cullen Hans Mahnke Sir Ralph Bennington Armas Sten Fühler Doktor Walpole Karl Bockx Doktor Blenkinsop Hans Quest Louis Dubedat Ingeborg Engelmann Jennifer, seine Frau Elsa Pfeiffer Emmy Ortrud Bechler Minnie Tinwell Walter Thurau Museumsleiter
Wenn ein geistvoller Spötter wie George Bernhard Shaw eine Metapher wie "Der Arzt am Scheideweg" über eine seiner Komödien stellt, dann weiß der Leser, Theaterbesucher oder Rundfunkhörer, daß er mit einer, wenn vielleicht auch nicht zwingenden, so doch nachdenklich machenden Gesellschafts- oder Berufskritik rechnen darf. "Arzttum als Gewerbe" ist denn auch die Wunde, an die Shaw seine kritisch analysierenden Sonden anlegt: Colenso Ridgeon hat ein neues Tuberkulosemittel entdeckt, dessen Anwendung beim Aufwand von einiger Zeit, Mühe und Geduld erfolgsicher ist. Ridgeons Klinik ist bis zum letzten Platz besetzt, und deshalb muß die reizende Frau Dubedat alle Überredenskünste aufwenden, um den berühmten Mediziner als Arzt für ihren tuberkulosekranken Gatten zu gewinnen. Ridgeon will Dubedat, einen - wie seine Arbeiten überzeugend beweisen - hochtalentierten Maler, kennenlernen. Schon die erste Begegnung mit Dubedat beweist ihm allerdings, daß er es zwar mit einem hochtalentierten Maler, dafür aber mit einem ebenso ausgekochten Schurken zu tun hat. Was tun? Dubedat nicht behandeln? Was wird dann aus Frau Dubedat, die bereits einen Winkel von Ridgeons Herz für sich erobert hat? Ridgeon beschließt, einen ihm gangbar erscheinenden Weg einzuschlagen. Er stellt sein Mittel zur Verfügung und überträgt die Behandlung des Kranken seinem Kollegen Bennington. Doch das Schicksal stellt sich der ärztlichen Kunst entgegen. Dubedat muß sterben. Jennifer, Dubedats Gattin, hält die Erinnerung an den von ihr geliebten Toten durch die Ausstellung seiner Bilder wach. Jetzt hält Ridgeon den Augenblick für gekommen, ihr seine Liebe zu gestehen und er macht auch keinen Hehl daraus, daß er den Tod Dubedats auf Grund der Behandlungsweise Benningtons erhofft hat. Jennifer ist entsetzt, und alle Argumente Ridgeons, die seine nun mißlungene Spekulation auf dem Boden einer höheren Moral rechtfertigen sollen, prallen wirkungslos an Dubedats Witwe ab. Als er gar noch hören muß, daß Jennifer bereits wieder verheiratet und deshalb nicht mehr für ihn frei ist, kommt er zu der erschütternden und zugleich tragikomischen Erkenntnis, einen ganz "uneigennützigen Mord" begangen zu haben. Soweit die Fabel in ihrem äußerlichen Ablauf; ihre innere Dynamik bezieht sie aus der Behandlung des zeitnahen Problems vom Wert und Unwert eines einzelnen Menschenlebens.
Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk 1955
- Erstsendung: 30.10.1955 | SDR1 | 72'10