Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Jürgen Cleffmann
Nie wieder spielen
Vorlage: Spaß machen, murmelt er (Theaterstück)
Bearbeitung (Wort): Irene Schuck
Komposition: Helga Pogatschar
Technische Realisierung: Günter Heß, Daniela Röder
Regie: Irene Schuck
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Rudolf Wessely Der Schauspieler Doris Schade Ehefrau Axel Milberg Sekretär Katharina Palm Violinistin Anne Marie Bubke Junge Frau
Was hat er nicht alles gespielt: Mr. Peachum, Mephisto, Tiresias, den alten Moor, Ärzte, Narren, Räuber und Tuchhändler. Nun ist der Schauspieler alt geworden und plant den Ruhestand. Macht ihm das keine Angst? "Schauspieler lieben die Angst, verstehen Sie? Sie haben Angst, daß man ihren Namen vielleicht nicht weiß. Sie haben Angst, daß man sie nicht erkennt, wenn sie beim Milchmann ein Stück Käse kaufen. Sie wüten in dieser Angst, schlagen um sich. Haben wir denn alle diese Serien umsonst gedreht? All diese ellenlangen Monologe umsonst auswendig gelernt? Wir wollen geliebt werden. Aber was rede ich da? Das wollen wir alle. Also sind wir alle Schauspieler, oder?" Das klingt aufrichtig, aber: "Der Schauspieler kann nicht wahrhaftig sein. Der beste Schauspieler ist der, der die größtmögliche Lüge vorbringen kann ohne zu erröten. Der Zuschauer liebt den Lügner. Er verzeiht ihm. Je größer die Lüge, desto größer die Bereitschaft zu verzeihen. Und desto größer die Erleichterung: Man ist nicht allein! Wahrhaftigkeit von einem Schauspieler zu verlangen, hieße, ihn in die allergrößte Verzweiflung zu stürzen. Es würde bedeuten, daß er sich selbst anzweifeln müßte, seinen Beruf, seinen Erfolg. Der Schauspieler ist der glücklichste Mensch auf Erden. Er kann zeitlebens das Kind von damals sein, er kriegt dafür sogar Geld, Applaus. Aber es ist stets Verstellung, stets Pose, sei sie noch so perfekt. Der Schauspieler ist der unglücklichste Mensch auf Erden. Nie kann er er selbst sein. Sein Leben ist darauf ausgerichtet, Masken zu tragen. Sätze zu sagen, die andere sich ausgedacht haben. Fängt er an rauskriegen zu wollen, was dieses Selbst ist, zerstört er sich. Seine Kunst ist es, nicht zu verzweifeln. Nicht die Konsequenz zu ziehen, nicht irre zu werden. Das ist seine Kunst."
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk / Österreichischer Rundfunk 1996
- Erstsendung: 28.04.1997 | 56'10