Originalhörspiel

Autor/Autorin: Horst Stern

Vergangenheit hat keine Türen

Hörspiel nach einer Idee von Rolf Thies

Regie: Walter Knaus

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Karl JohnSordo
    Siegfried WischnewskiLatouche
    Ruth HellbergJacqueline
    Hans Christian BlechBildhauer
    Max NoackProfessor
    Rolf MüllerDiener
    Armas Sten FühlerRedakteur
    Walter Andreas SchwarzRedakteur
    Gerhard JustRedakteur
    Karl BockxKritiker
    Hans SimshäuserKritiker
    Claire HahnKritiker
    Hanne MeyerZimmervermieterin
    Günther GubeLastträger
    Herbert SchröderLastträger
    Erich KrempinChauffeur
    Werner KornReporter
    Hans RewendtKellner
    Ernst LangheinzAuktionator
    Theo HöferStimme

Ganz offensichtlich befindet sich die zeitgenössische Malerei inmitten einer schweren Krise. Die Pfade, welche in die Vergangenheit, zu seelischem Reichtum und unproblematischer Schaffensweise zurückführen, sind unzugänglich geworden und ausgetreten. Der Weg in die Zukunft ist weiterhin nebelhaft, und niemand kann sagen, ob er in fruchtbares Land führt. So bedeutet der Fortschritt, jenes Vorwärtsschreiten im Dunkel der Zeit, heute mehr als je ein Wagnis und eine Frage des Gewissens. Die Malerei ist die Sache einiger Weniger geworden, und der Einsichtige kann das Gefühl nicht los werden, als bewegten sich diese Wenigen inmitten eines luftleeren Raumes, als drehten sie sich auf mehr oder weniger tragisch-komische Weise allein um sich selbst, abgeschnitten von Kritik oder Zuspruch der Umwelt. Das Hörspiel von Horst Stern nimmt diese hintergründige Tatsache eines abnormen Zustandes zum Vorwurf und gewährt Einblick in den Werdegang eines zeitgenössischen Malers, dessen Gestalt einige anerkannte Meister der "Moderne" in seinen Zügen vereinigt und charakteristisch symbolisiert. Dieser Maler, Francesco Sordo, bricht entschlossen mit jeglicher Tradition. Ehrgeizig und radikal gewillt, nur das malerisch zu gestalten, was er aus seiner Zeit heraus erlebt hat, findet er einen Bundesgenossen in der Person eines geschäftsgierigen Kunsthändlers, der seine Werke lanciert. Sordo verschreibt sich diesem Händler - gedrängt durch die Liebesneigung zu dessen Frau - und erlangt den gewünschten Weltruhm. An diesem Punkt setzt der Konflikt ein, jene heikle Frage, die heute immer wieder gestellt wird: Sind die Werke der berühmten Avantgardisten nur Machwerke, um der Sensation, des Ruhmes oder des materiellen Erfolges willen geschaffen, oder sind sie vom Schicksal entzündete Fackeln, die weit in die Zukunft leuchten? Die Frage kann nicht allgemeinhin beantwortet werden. Sie bleibt eine Gewissensfrage des einzelnen schöpferischen Menschen. Feststeht allein, daß die Problematik dämonische Formen angenommen hat und daß ein Großteil der zeitgenössischen Werke nicht aus innerer Notwendigkeit, sondern aus rein modischen Bestrebungen geschaffen sind. So wendet sich das zur Sendung gelangende Hörspiel neben dem Aufwerfen sachlicher Problematik in direkter Linie gegen all die Machenschaften des zeitgenössischen Kunstbetriebes, der Falschgeld für echte Münze ausgibt und deren Intrigen die Mehrzahl der Arrivierten unterlegen ist.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Süddeutscher Rundfunk 1953
  • Erstsendung: 19.04.1953 | SDR1 | 55'55

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