Originalhörspiel, Kurzhörspiel
Autor/Autorin:
Wolfgang Graetz
Man hat ja Verständnis
Regie: Jörg Jannings
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Marie-Luise Hengherr Rita Reinhold Bernt Vater Charlotte Joeres Mutter Sybille Gilles Frau Schulz Gudrun Genest Frau Sänger Herbert Weissbach Herr Schmitz Christiane Dass Ein Mädchen Claus Eberth Ibrahim
Heuchelei und Prüderei sind, wie es scheint, im Aussterben begriffen. Moralin, die berühmte Droge der bürgerlichen Gesellschaft von ehedem, wird nur noch in winzigen Dosen verabreicht. Oder täuscht dieser Eindruck? Zeigen sich jene Eigenschaften, die den Vorzug hatten, daß sie auch dem Unzulänglichen Selbstbewußtsein, ja Überlegenheitsgefühl gaben, heute nur in einem anderen Gewand - im modernen Kleid gewissermaßen; haben sie sich angepaßt, sind unauffälliger geworden und damit mindestens ebenso gefährlich?Wolfgang Graetz, der in den letzten Jahren mit einigen interessanten Hörspielen hervorgetreten ist, zeigt in seiner neuen Arbeit, wie es einem Mädchen ergeht, das mit einem unehelichen Kind ins Elternhaus zurückkehrt. Der Vater des Kindes ist ein türkischer Student, die beiden wollen heiraten, wenn er sein Studium beendet hat.Die Nachbarn sind alle sehr interessiert, sie nehmen Anteil, un sie haben alle - natürlich - Verständnis. "Heute denkt man da viel freier", darüber ist man sich einig. Solche Aufgeschlossenheit, die jeder nicht müde wird zu betonen, müßte dem Mädchen die Rückkehr leicht machen. Trotzdem fühlt sie sich von der ersten Stunde an unbehaglich - und dafür haben weder die Nachbarn noch die Eltern des Mädchens das geringste Verständnis.

Produktions- und Sendedaten
- RIAS Berlin 1964
- Erstsendung: 02.09.1964 | RIAS 1 | 29'52