Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Kai Hensel
Klamms Krieg
Vorlage: Klamms Krieg (Theaterstück)
Technische Realisierung: Evelyn Rühlemann, Robert Baldowski
Regieassistenz: Steffi Mannschatz
Regie: Peter Groeger
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Ernst Jacobi Klamm
Immer hatte Klamm, Deutschlehrer aus Leidenschaft, ein guter Lehrer sein wollen. Nichts sonst. Nur: ein guter Lehrer. Und jetzt? "Herr Klamm, hiermit erklären wir Ihnen den Krieg." So steht es in dem sonderbaren Brief, den Klamm-zu alt für einen Neuanfang, zu jung für die Frühpensionierung-von seiner Klasse bekommen hat. Sascha, ein Mitschüler, hat sich umgebracht, nachdem er durchs Abitur gefallen ist. Ein Punkt fehlte, ein Punkt, den Klamm, finden seine Schüler, ihm hätte zubilligen können-zubilligen müssen. Jetzt jedenfalls geben sie ihm die Schuld und führen Krieg. Antworten auf keine Frage, reagieren einfach nicht mehr, schweigen, die ganze Unterrichtsstunde lang. Zeichnen Krakeleien in die Klausuren, geben leere Blätter ab. Klamm, zum Monolog verurteilt, glaubt seinerseits mit Ignoranz zurückschlagen zu können und führt den Unterricht - Goethe, Faust, Gretchentragödie - fort, als wäre nichts geschehen. Doch wie lange kann sein angestrengter Hochmut das Schweigen ertragen? Aggression bricht auf wie eine alte Wunde, eine seit Jahren verdrängte Aggression gegen die Schüler, die Kollegen, sich selbst. Klamm verliert seine Form. Klamm fleht. Klamm stößt Verwünschungen aus. Klamm mit seinen pädagogischen Idealen, mit seinem erbitterten Gerechtigkeitssinn, mit seiner Opferbereitschaft sitzt aufgelöst im Scherbenhaufen einer der Liebe zur Literatur und zur nachfolgenden Generation gewidmeten Existenz, die Browning von Direktor Dr. Erkner in der Hand.
Weitere Informationen
Kai Hensel, geboren 1965 in Hamburg, war nach dem Abitur Assistent in der F.D.P.-Landesgeschäftsstelle Hamburg, dann Werbetexter in Hamburg und Frankfurt. Er arbeitete als Geschäftsführer einer Werbeagentur in Berlin, danach hatte er verschiedene Jobs vom Tellerwäscher bis zum Museumswärter. Er arbeitete schließlich als freier Autor für private Radiosender, konzipierte Wahlwerbung für die F.D.P., war Ghostwriter für Erika Berger, erotische Zeitschriften und Romane. Er unternahm mehrmonatige Reisen durch Europa, Afrika und Asien. Für zwei Spielzeiten war er Regisseur an den Bühnen Lübeck (inszenierte dort u.a. Goethe, Bukowski, Dostojewski). Anschließend war er als Autor tätig für die Comedy-Show "RTL Samstag Nacht" in Köln und für zahlreiche Serien (alles von "Alarm für Cobra 11" über "Klinikum Mitte" zu "Die Männer vom K3"). Seit 1999 lebt er als freier Autor in Berlin.
Produktions- und Sendedaten
- Mitteldeutscher Rundfunk 2001
- Erstsendung: 28.08.2001 | MDR KULTUR | 23:00 Uhr | 57'57
Rezensionen (Auswahl)
- Matthias Schümann: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 28.08.2001. S. 51.
- Rolf Floß: In: Sächsische Zeitung. 28.08.2001. S. 15.