Originalhörspiel

Reihentitel: intermedium 2

Autor/Autorin: Walter Filz

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Interpassives Schattenspiel

Komposition: Walter Filz
Technische Realisierung: Walter Filz, Tom Schinko, O. Gassen, H. Holetzki, Roland Zweckinger
Regieassistenz: Natalie Szallies, Robert Steudtner

Ensemble: Parforcehorn-Bläser Baden

Realisation: Walter Filz

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Nina SchopkaSie
    Georg MitterstielerEr
    Regina LemnitzDie Überwacherin

Bewachung war vorgestern. Abhören war gestern. Heute klinken und klicken sich Staat und Wirtschaft über internationale Datennetze direkt und anonym in jede private Kommunikation ein. Sie sehen alles. Sie hören alles. Sie wissen alles. Angeblich. Oder resultieren die jüngsten Mutmaßungen von der totalen Überwachung nur aus verfolgungswahnhaften Vorstellungen? Und hat die Vorstellung, dass man überwacht wird, nicht vielleicht auch etwas Tröstliches? Weil man weiß, dass da wer ist, der sich für einen interessiert? Für jeden Weg, den man geht. Jede Tat, die man tut. Für Person, Charakter, Identität. Fremdüberwachung ist Selbstbestätigung. Ich werde verfolgt, also bin ich. Und was bleibt von mir, wenn ich mich den Verfolgern entziehe? Ein Häuflein Menschen macht den Versuch: Kappt alle Verdrahtungen mit der Außenwelt. Entnetzt sich. Und macht sich's gemütlich. Ohne Modem und Medien, ohne Monitor und Mobilphon. Keine Interaktivitäten mehr. Und endlich Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Mit der eigenen original-authentischen Identität. Wunderbare unvermittelte Selbstwelt, wo es noch Clowns und Kleinkunst gibt. Und auf dem Plattenspieler kritische Lieder die Runde kratzen: Juliane Werding, Georg Danzer singen gegen die Überwachung. Und die Überwacher? Singen mit. Weil sie natürlich doch dabei sind. Dabei sein müssen. Was wären sie ohne ihre Objekte? Nichts. So wie die Objekte ohne ihre Überwacher nichts sind. Die sich verstecken, sind bald verloren. Und finden sich selbst nicht wieder. Schade. Eigentlich. Low Life - High Tech. Kindergesänge gegen GPS-Systeme. Kleinkünstler gegen große Brüder. Hier die verschwitzte Körperlichkeit des Händchenhaltens. Dort der saubere elektronische Zugriff. Neueste Technologien der Überwachung werden mit alten Techniken der Selbstfindung kurzgeschlossen - zu einem medialen Regelkreis der Verfolgung, in dessen Zentrum das Publikum sitzt: folgend verfolgt, überwachend überwacht - als Teil der Inszenierung. Interaktivität ist möglich. Interpassivität empfiehlt sich.

Weitere Informationen
Walter Filz, geboren 1959, lebt in Köln und macht Radio und Fernsehen. Seine Hörspiele und Features sind mehrfach preisgekrönt. Für die WDR-Produktion "Pitcher" wurde Filz im Juni 2001 mit dem "Hörspielpreis der Kriegsblinden" ausgezeichnet.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Westdeutscher Rundfunk / Bayerischer Rundfunk 2002
  • Erstsendung: 22.03.2002 | 23:00 Uhr | 34'00

Rezensionen (Auswahl)

  • Waldemar Schmid: In: Funk-Korrespondenz. 50. Jahrgang. Nr. 13/14. 28.03.2002. S. 38.

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