Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Heinrich Mann
Der Untertan (4. Teil)
Vorlage: Der Untertan (Roman)
Bearbeitung (Wort): Walter Andreas Schwarz
Komposition: Hans-Martin Majewski
Regie: Ludwig Cremer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Walter Andreas Schwarz 1. Erzähler Heiner Schmidt 2. Erzähler Heinz Drache Diederich Hessling Irmgard Först Frau Hessling Gisela Zoch Emmi Marianne Mosa Magda Karl Lieffen Scheffelweis, Bürgermeister Kurt Lieck Jadasohn, Gerichtsassessor Heinz Schacht Pastor Zillich Raoul Wolfgang Schnell Kühnchen, Gymnasialprofessor Lore Lorentz Frau Daimchen Helga Zeckra Guste, ihre Tochter Hans Caninenberg Major Kunze Hansjoachim Krietsch Dr. Fritsche, Landgerichtsrat Robert Meyn Regierungspräsident von Wulkow Horst Michael Neutze Napoleon Fischer Hans Quest Friedrich Kienast Gerd Baltus Wolfgang Buck P. Walter Jacob Sprezius, Landgerichtsdirektor
Als "Herbarium des deutschen Mannes" und als "Anatomie-Atlas des Reiches" hat Kurt Tucholsky Heinrich Manns berühmten Roman bezeichnet, mit dem der Autor seine Reihe "wilhelminischer" Bücher abschloss. "Der Untertan" ist eine scharfe Analyse der gesellschaftlich-politischen Verhältnisse unter Kaiser Wilhelm II. und eine Prophezeiung: Heinrich Mann hatte den Roman bereits 1906 begonnen und 1914, zwei Monate vor dem Ersten Weltkrieg, beendet. Erzählt wird die Geschichte des Bürgers Diederich Heßling, von frühester Kindheit bis zur gesicherten Stellung in seiner Heimatstadt Netzig: die Träume des Kindes, die Erfahrungen des Schülers und Studenten, Demütigung und erste Liebe, die Militärzeit, die Heßling als "Drückeberger" übersteht, seine Prägung durch die nationalkonservative Massenstimmung. Heßling ist Agitator am heimischen Stammtisch. Familie und Betrieb werden mit starker Hand geführt, das Proletariat diffamiert und die Erschießung eines Demonstranten begrüßt. Heßling sagt auch als Zeuge in einem Prozeß gegen einen jüdischen Mitbürger wegen Majestätsbeleidigung aus, er bestätigt sich als Intrigant undgeschickter Liebediener des Regierungspräsidenten, bis ihn am Ende geheime Machenschaften in den Besitz der Aktienmehrheit an einer Papierfabrik und eines hohen Ordens bringen. Heßling ist damit zugleich Tyrann und Untertan, das Erleiden institutioneller Macht verschafft ihm persönlichen Machtbesitz. Heßlings Maxime: Wer treten will, muss sich treten lassen.
Weitere Informationen
Heinrich Mann, geboren 1871 in Lübeck, absolvierte eine Buchhändlerlehre in Dresden und arbeitete im S.Fischer Verlag in Berlin. Er hielt sich aus gesundheitlichen Gründen viel in Italien auf, ließ sich aber 1918 in Berlin nieder und wurde 1930 zum Präsidenten der Sektion "Dichtkunst " der Preußischen Akademie der Künste gewählt, 1933 aber ausgeschlossen. Er emigrierte zunächst nach Frankreich, dann in die USA. Er starb am 12. März 1950, kurz vor seiner geplanzen Rückkehr nach Deutschland, wo ihm seitens der DDR die Präsidentschaft der Deutschen Akademie der Künste angeboten worden war. Zu seinen wichtigsten Werken zählt, neben dem Roman "Der Untertan", das im französischen Exil entstandene zweibändige Werk über Heinrich IV. (1935 und 1938), zu seinen bekanntesten der Roman "Professor Unrat" (1905), der 1930 unter dem Titel "Der blaue Engel" verfilmt wurde.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1971
- Erstsendung: 04.12.1971 | WDR 2 | 66'00