Hörspiel
Autor/Autorin:
Paul Pörtner
Dadaphon
Hommage à Dada
Komposition: Manfred Niehaus
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Eberhard Feik Günther Sauer Michael Thomas
„Dada: es war einmal . . . Dada war kein Ismus. Keine Kunst, kein Programm. Es gab nur Dadas, von denen nur wenige Dada blieben, länger als einige Monate. Die Dada-Chronisten sind keine Dadas, geschweige denn die späten Apologeten Dadas. Bücher über Dada sind nicht dada, und die Dada-Literatur ist Literatur, nicht Dada. Was Dada ausmacht, ist Lebendigkeit, Direktheit; statt Konservenkunst und Konsumkunst, statt Kunstproduktion wird Anti-Kunst kreiert: spontane Augenblickskunst, Abfallkunst, Prozeßkunst, Protestkunst, Klamauk- Kunst (Bruitismus). Dada macht Schluß mit der Belletristik, Schluß mit den schönen Künsten, Schluß mit dem Theater. Alle Podeste wurden leergefegt, alles Monumentale und Erbauliche abgetan: Demontage aller Heiligenscheine, aller Ausreden und Verklärungen, seien es nun , Künstlernimbus`, Geniehokuspokus' oder der Kult der Persönlichkeit. Dada hatte den Mut zum Vulgären, zum Schmutzigen und Deklassierten. Dada hatte den Mut zum Infantielen, Idiotischen, Primitiven, Banalen. Mit Dada kam Gelächter auf. Dada ließ zum erstenmal Widersprüche offenstehen: klaffende beunruhigende Widersprüche. Paradoxien wie die von Kunst und Leben wurden ausgetragen: so entstand die spontane Poesie und die Do-it-yourself-Kunst. Dada als Beginn einer spontanen Gruppenmanifestation, Dada als Beginn einer neuen Auffassung der Kreativität, die sich nicht auf Künstler beschränkt, Dada als Spielplatz akustischer und phonetischer Poesie — diese Aspekte Dadas bestimmen auch mein ,Dadaphon'. Es will keine Reproduktion dadaistischer Texte bieten, keine Dada-Retrospektive, sondern eine lebendige Umsetzung von Dada-Vorschlägen, Dada-Techniken, Dada- Konzepten." (Pressetext)
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1974
- Erstsendung: 27.12.1974 | WDR 3 | 58'00