Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Hubert Brill
Diomedon
Regie: Inge Böhle, Enno Dugend, Erhard Hafner, Günther Krotky, Friedhelm Ortmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Eva Garg Adelheid Hinz Inge Maux Marianne Rogée Jaromir Borek Rolf Boysen Arno Görke Christian Korp Alf Marholm Josef Meinertzhagen Alwin Joachim Matthias Ponnier Günther Sauer
Das Gesetz sichert jedermann die freie Entfaltung der Persönlichkeit
zu. Andererseits wird noch immer eine Arbeitsmoral propagiert, der
Arbeit um der Arbeit willen als Tugend gilt und Fragen nach dem Sinn
der Arbeit für den Arbeitenden selbst erwünscht sind. Der könnte
erkennen, wie der Begriff der Arbeitsmoral den totalen Anspruch auf
den Arbeitenden verschleiert.
Hubert Brill ist mit der Problematik vertraut, er hat sie aus der
Sicht des in den Arbeitsprozess eingespannten Menschen erlebt.
"Erfolg kann nur das Erreichen einer Zielsetzung sein, also nur ein
fachlicher, eingleisiger Erfolg, der seine latente Befriedigung an
einen Chef delegiert, aber auch nur dann, wenn Arbeit kreativ ist.
Unterliegt man jedoch einem Arbeitsprozess, der lediglich mechanisches
Tun erfordert, ist nur die Reproduktion der eigenen Arbeitskraft
gesichert, da selbst die 'Freiheit' außerhalb der betrieblichen Sphäre
der Reproduktion der Arbeitskraft dient. Selbst tariflicher Urlaub
(Erholungsurlaub genannt) dient keinem anderen Ziel.
Mit der persönlichen Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt
gleichlaufend, begann ich vor neun Jahren zu schreiben. Prosatexte,
Kurzgeschichten, veröffentlicht in Zeitungen und Anthologien. Lesung
bei der Dortmunder
Gruppe 61 und der literarischen Werkstatt Gelsenkirchen.
Von Diomedon, der die Siegesnachricht von Marathon nach Athen brachte
und dort tot zusammenbrach, beziehe ich den Titel und die Form meines
Hörspiels.
Ebenso das für das Individuum nutzlose Tun des laufenden Soldaten,
dessen Erfolg sein Tod ist. Sein Ziel dient nicht seiner Befriedigung,
sondern der einer Gesellschaft, einer Klasse, nicht seiner Klasse."

Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1971
- Erstsendung: 19.06.1971 | 36'05