Originalhörspiel, Originaltonhörspiel

Autor/Autorin: Andreas Ammer, Sebastian Hess

Unser Oskar

Eine Sprachoper für Oskar Maria Graf - Live aus dem Cuvilliés-Theater München

Technische Realisierung: Stefan Briegel, Klaus Mau, Lucia Gießübel
Regieassistenz: Anja Scheifinger, Annegret Arnold

Realisation: Andreas Ammer, Sebastian Hess

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Oskar Maria GrafO-Ton
    Josef BierbichlerSprecher
    Michael TregorSprecher

Oskar Graf hat zeitlebens viel für seinen Ruf als bayerischer Sturschädel getan. Sein Bruder prügelte ihn aus seinem oberbayerischen Heimatort Berg am Starnberger See hinaus, als er entdeckte, dass der Oskar heimlich Bücher las. Also ging der junge Graf nach München, nannte sich mit Zweitnamen Maria, druckte Visitenkarten, auf denen stand "Beruf: Provinzschriftsteller" und rief den Frauen in der Bohème zu: "Mehr Erotik bitte!". Im 1. Weltkrieg stellte er sich blöd und ließ sich dafür ins Irrenhaus sperren. In der Münchner Revolution ging er auf die Barrikaden und später dann mit Adolf Hitler zum Essen, ließ diesen aber die Rechnung zahlen. Nach 1933 hatte er für ihn nur die Bitte übrig: "Verbrennt mich!" Erst 13 Jahre nach Kriegsende kehrte Graf aus dem New Yorker Exil für einen Kurzbesuch nach Bayern zurück. Dort behauptete er in Interviews, er hätte sich in all den Jahrzehnten geweigert, Englisch zu lernen. In München gab es einen Skandal, weil der verlorene Sohn im ehrwürdigen Münchner Cuvilliés-Theater bei einer Gala seine Lederhose nicht gegen feinere Garderobe tauschen wollte. Heute gilt Oskar Maria Graf als einer der großen bayerischen Schriftsteller. Bevor dieser Sturschädel endgültig in die abendländische Literatur zurückgeholt wird, wollen Andreas Ammer und Sebastian Hess in einer Sprachoper noch einmal seine Widerstandsfähigkeit ausloten - live im Rahmen von "Festspiel+" auf der Bühne des Cuvilliés-Theaters, von der Graf einst mit Pfiffen vertrieben wurde: "Mehr Musik, bitte!"

Weitere Informationen
Oskar Maria Graf, geboren am 22. Juli 1894 als neuntes Kind des Bäckermeisters Max Graf und der Bauerntochter Therese, geborene Heimrath, arbeitete ab 1906 in der vom Bruder Max nach dem Tod des Vaters übernommenen Bäckerei. 1911 floh er nach München, wo er sich an die Schwabinger Bohème und anarchistische Kreise anschloss. 1914 erschien sein erstes Gedicht in der Zeitschrift "Die Aktion", 1922 erschien "Frühzeit" (Prosa) im Malikverlag. In den Jahren 1924-1933 veröffentlichte er zahlreiche Werke und hielt Lesungen im Rundfunk. Den literarischen Durchbruch erreichte er mit "Wir sind Gefangene" (1928). 1933 ging er ins Exil und lebte bis zu seinem Tod 1968 in New York. Zu seinen Werken zählen u.a. "Bolwieser" (1931) , "Einer gegen alle" (1932), "Der harte Handel" (1935), "Das Leben meiner Mutter" (1946) und "Unruhe um einen Friedfertigen" (1947).

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Bayerischer Rundfunk 2003
  • Erstsendung: 30.07.2003 | Bayern 2 | 51'20

Veröffentlichungen

  • CD-Edition: intermedium records 2003

Rezensionen (Auswahl)

  • Jochen Meißner: Funk-Korrespondenz. 51. Jahrgang. Nr. 33. 15.08.2003. S. 26. - Chrsitian Deutschmann: epd medien. Nr. 64. 16.08.2003. S. 23f.

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