Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Gerhard Rühm
Der Räuberhauptmann Grasel
Regie: Heinz Wilhelm Schwarz
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Herwig Seeböck Franz Brunnhauser Louise Martini Die P. Brigitte Swoboda Therese Hamberger Hildegard Sochor Wasenmeisterin Fritz Grieb Wasenmeister Walter Langer Mayer Romuald Pekny 1. Kommentator Rudolf Melichar 2. Kommentator Gerhard Rühm Grasel/Moritat u.a.
Mit "Der Räuberhauptmann Grasel" stellen wir nach "Sie werden mir zum Rätsel, mein Vater", "Ophelia und die Wörter" und "Rhythmus R" ein neues Hörspiel von Gerhard Rühm vor. Johann Georg Grasel war der Anführer einer Räuberbande am Ende der napoleonischen Kriege, der Ort seiner Taten war Niederösterreich. Er hat legendäre Volkstümlichkeit erworben, ein bekannter Altwiener Tanz, der "Graseltanz", ist nach ihm benannt. In gewissem Sinne hat die Figur Grasels anarchistische Züge. Der Volksüberlieferung nach hat er von seinen Beutestücken und dem geraubten Geld auch etwas an Arme verteilt. Das Hörspiel geht auf authentische Gerichtsakten und Quellen zurück und schildert seine dramatische Gefangennahme. Das Hörspiel hat zwei Textebenen: Eine dokumentarische, die sachlich den authentischen Kriminalakten folgt und eine "poetische", die diesen Grundtext in der persönlichen Rede der Hauptpersonen des Geschehens vergegenwärtigt und ausspinnt; die umschreibende, sich wiederholende Art volkstümlicher Ausdrucksweise (Dialektfärbung) wird hier zu einem Stilmittel. Das Hörspiel, das mit dem polizeilichen Steckbrief (Personenbeschreibung) Grasels, kundgemacht in Wien am 6. November 1815, beginnt, zerfällt in zwei Teile, die durch den "Graseltanz" musikalisch miteinander verbunden sind. Das Bild Grasels wird auf verschiedene Weisen, von verschiedenen Blickpunkten gezeichnet. Von der nüchtern amtlichen Personenbeschreibung eines schweren Missetäters in der staatlichen Ordnung, über die Aussagen seiner Komplizen als eines waghalsigen Gefährten und Anführers, den vertraulichen Mitteilungen seiner Geliebten bis zu seinem eigenen Auftritt und seinen eigenen Worten, die ihn als einen durch unglückliche Umstände (Erziehung und Umwelt) verirrten Außenseiter und Rebellen darstellen, der, um sich zu behaupten, zur rücksichtslosen Selbsthilfe gedrängt wurde.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1971
- Erstsendung: 13.04.1971 | WDR 2 | 60'14