Originalhörspiel, Kurzhörspiel
Autor/Autorin:
Michal Tonecki
Was ist heute für ein Tag? Freitag
übersetzt aus dem Polnischen
Übersetzung: Heinrich Kunstmann
Regie: Günther Sauer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Brigitte Horney Klara Lilly Towska Zosia Michael Thomas Junger Mann Heinz Schacht Jakub Lothar Ostermann Mann, der vor der Telefonzelle wartet Alwin Joachim Meyer Taxichauffeur Gerhard Becker Reisender Josef Meinertzhagen Kontrolleur Ricarda Benndorf Stewardess Günther Sauer Regisseur Johanna Koch-Bauer Alte Frau
Seit 1957 etwa registrieren wir eine neue Blütezeit des polnischen
Hörspiels, das sich im Vergleich zu den Jahren vorher immer deutlicher
vom Theater entfernte und der Literatur, d.h. der reinen Wortkunst,
annäherte. Fast die gesamte Elite moderner polnischer Dichtung ist im
Laufe der vergangenen zehn Jahre zu dieser Kunstform gestoßen, wie
Zbigniew Herbert, Ireneusz Iredynski, Timoteusz Karpowicz etc. Auch
Tadeusz Rozewicz ist in seiner Bühnendramatik deutlich der
Hörspieltechnik verpflichtet, wie überhaupt der Rundfunk in Polen zu
einer Art "Werkstatt" der neuen Dramatik geworden ist. Die
ausgesprochene Vorliebe der polnischen Autoren für das Satirische, man
denke z.B. an den auch in Deutschland renommierten Dramatiker Slawomir
Mrozek, zeigt sich ebenfalls im Bereich der Hörspielkunst.
Ein sehr eigenes Kapitel innerhalb des polnischen Hörspielschaffens
stellen die Arbeiten Michal Toneckis, Jahrgang 1915, dar. Satire,
Realismus und Groteske werden von einer gemeinsamen Klammer gehalten:
Der Ironie, die niemals zynisch zu werden droht. Ohne eine Epigone
Kafkas zu sein, steht er seiner Welt nahe. So stammt von ihm eine im
Ostblock vielgespielte Dramatisierung des "Prozesses", die in mancher
Hinsicht geglückter wirkt als die von André Gide und Jean Louis
Barrault.
Der WDR hat viele Hörspiele des polnischen Dichters vorgestellt, der
seit 1955 leitender Redakteur für literarische Programme beim
Polnischen Rundfunk Warschau ist und neben seinen Hörspielen auch
Theaterstücke geschrieben hat. 1962 wurde sein Bühnenstück "Der
Uhrmacher" mit dem Preis des Warschauer Theaters ausgezeichnet. 1964
erhielt er für sein Hörspielschaffen den Preis des Polnischen
Rundfunks.
Mit dem Hörspiel "Was ist heute für ein Tag, Freitag" gibt Tonecki
eine amüsante Variante des Spiels im Spiel, eine ironische Parabel auf
die untrennbare Verflechtung von Rolle und Realität im alltäglichen
Spiel der unbefriedigten Sehnsüchte.
Eine Schauspielerin macht vergebliche Anstrengungen, auszubrechen aus
dem festgelegten Rhythmus, den ihr Beruf, Ehe und Gewissen auferlegen.
Sie springt über ihren Schatten - freilich nur im Spiel. Denn nichts
ist passiert, niemand hat niemand betrogen, verlassen.
"Was man flieht, holt einen immer wieder ein ..." Ein gewöhnlicher
Freitag. Mehr nicht.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1967
- Erstsendung: 02.09.1967 | WDR 2 | 29'10