Hörspiel
Autor/Autorin:
Martin Kurbjuhn
Altersfürsorge
Regie: Heinz Wilhelm Schwarz
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Rudolf Kleinfeld-Keller Opa Stöser Horst Michael Neutze Wolbrück Heinz Schacht Georg Funck Annelie Jansen Schwester Hedwig
In einem Krankenhaus liegen drei Männer (achtzig, fünfzig,
fünfunddreißig Jahre), deren unterschiedliche Auffassungen von
Toleranz und Hilfsbereitschaft sich in der Praxis zu
Weltanschauungsfragen auswachsen. In diesem Spiel ist, wie sich bald
herausstellt, der junge Wolbrück die beherrschende Person, nicht etwa,
weil seine Argumente rationale Überzeugungskraft haben, sondern weil
sie unter der Schwelle des Kommentars liegen; ihnen wird nur noch die
pauschale Ablehnung gerecht. Da Wolbrück das jedoch - ob unbewusst
oder bewusst, ist gleichgültig - merkt, zögert er nicht lange, seinen
Begriff von Hilfsbereitschaft in die Tat umzusetzen. Opfer der vom
direkten Terrorismus nicht weit entfernten Aktionen (kalt Abwaschen,
Gymnastik) ist der achtzigjährige Stöser, dem alles, was mit ihm
geschieht, vorkommt wie die Erfüllung seiner geheimsten humanitären
Vorstellungen. Er bedankt sich dafür, dass er gequält wird. Praktisch
fordert seine Nachgiebigkeit Wolbrück zu immer größerer
Rücksichtslosigkeit heraus, die Stöser als Selbstlosigkeit
missversteht.
Eine entscheidende Rolle bei dieser Entwicklung spielt der dritte
Patient. Er will mit milden Einwänden erreichen, was nur durch eine
ebenso radikale Gegenposition zu erreichen wäre. Der soziale Aspekt,
den der Titel anspricht, weicht im weiteren Verlauf der Frage nach den
grundsätzlichen Bedingungen menschlicher Koexistenz.

Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1968
- Erstsendung: 28.12.1968 | WDR 2 | 39'30