Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Dieter Wellershoff
Null Uhr null Minuten und null Sekunden
Komposition: Michał Urbaniak
Technische Realisierung: Erhard Hafner, Ursula Hinz
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Wolfgang Büttner Er Rosemarie Fendel Sie Hans Caninenberg Hausherr Wolfgang Arps Maria Barring Rudolf Jürgen Bartsch Karin Buchali Alois Garg Wibke Gröhndahl Wolfgang Kaven Margret Kaier Hans-Gerd Kilbinger Kurt Lieck Elisabeth Opitz Uta Maria Schütze Lutz Schulze Sylvia Springer
"Als ich dieses Hörspiel plante, schwebte mir als sein Thema eine Verrücktheit zu zweit vor, also eines jener verdrehten Rituale, in denen zwei Menschen sich aneinanderklammern und von der Welt absondern können. Geblieben ist die Einsamkeit des Paares. Aber anstelle des Zustandes ist ein Prozeß getreten, nämlich die Übertragung des Wahns von einem auf den anderen. Ich stellt mir ein junges Ehepaar vor. Der Mann, ein Architekt, hat seinen Plan, eine utopische Stadt zu bauen, nicht verwirklichen können und ist in Depression und Verneinung erstarrt. Es gibt für ihn keine Zukunft mehr, nur noch das mechanische Fortschreiten der Zeit. Seine Frau will ihn ins Leben zurückholen, sie will die Verweigerung durchbrechen. Sie nötigt ihn, mit ihr zu einer Gesellschaft zu gehen, die aber für beide zu einem Alptraum wird. Sie erkennen dort einander in ihrer Verlorenheit, und jetzt ist sie es, die fliehen will. Als sie wieder in ihrer Wohnung sind, bricht bei ihr die Psychose aus. Es ist ein verzweifelter, ruinöser Kontaktversuch. In den immer mehr zerfallenden Bewußtseinsinhalten zeigt sich ihr Wunsch nach einer tiefen kindlichen Geborgenheit. Aber der Ausdruck des Wahns läßt ihn zurückschrecken. Geheilt, oder in hilfloser Leere, sieht er zu, wie sie darin versinkt. Ich könnte mit ähnlicher Berechtigung auch sagen, das Stück handele von Liebe. Sie ist darin aber nur enthalten als Leerstelle, als Möglichkeit, als Wahn und Aggression. Und vielleicht sollte ich noch sagen, daß mich die Innovationen, die Veränderungen interessiert haben, die jenseits der Konvention in den Prozessen der Selbstzerstörung entstehen." (Dieter Wellershoff)
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1973
- Erstsendung: 30.05.1973 | 48'47