Hörspiel

Autor/Autorin: Michael Glasmeier

Kaputt

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    Sprecher/Sprecherin
    Michael Glasmeier

Unaufgefordert werden der Hörspieldramaturgie des WDR monatlich etwa 120 Hörspielmanuskripte zugesandt. Einsendungen von bereits produzierten Hörspielen sind selten. Charakteristisch für diese Hörspielbänder war bisher vor allem der Versuch, die im Rundfunk geförderten Tendenzen mit oft bescheidenen technischen Mitteln nachzuahmen. Mit zunehmender Verbilligung der Produktionsmittel steigert sich heute das Interesse, vor allem jüngerer Leute, kreativ mit den ihnen zur Verfügung stehenden Tonbandgeräten außerhalb der Institution zu laborieren und Alternativen anzubieten. Dabei wird - und dies ist verglichen mit früheren Versuchen neu - die Tradition der schriftlichen Fixierung übersprungen. Notiert wird nicht mehr auf Papier, sondern direkt auf Tonband. Aus Schriftstellern werden Hörspielmacher. Die so produzierten Hörspiele entziehen sich der Beurteilung durch literarische Kriterien. Die Grenzen zwischen "Laien" und "Experten" beginnen sich zu verwischen. Kennzeichnend für Versuche dieser Art ist ein hoher Grad an Authentizität und Spontaneität. Die zumeist mangelhafte technische Ausrüstung wird nicht kaschiert, sondern ist konstitutiv für das Ergebnis. Vergleichen ließen sich diese Produkte in gewisser Weise mit denen des Underground-Films. Die Arbeitsteiligkeit Autor - Dramaturg - Regisseur ist aufgehoben. Auch ungesendet sind diese Produktionen Hörspiele - im Gegensatz zu Hörspielmanuskripten. Diese bleiben Literatur, Hörspielfragmente. Vorstellen und zur Diskussion stellen möchten wir das selbstproduzierte Hörspiel "Kaputt" des Gelsenkirchener Oberschülers Michael Glasmeier. Der Gedichteschreiber und Herausgeber der Flugblattzeitschrift "Open Aktionen", (die ersten Beiträge dazu steuerte Ernst Jandl bei), ist im "Kohlenpott" kein Unbekannter. Über sein Hörspiel "Kaputt" schreibt er: "Mein Hörspiel ist gemacht mit einem kaputten Kassettenrecorder. Es ist ein unperfektes Zufallsprodukt. Ich spiele den Leuten etwas vor und sie können es hören. Also: Hörspiel im wörtlichen Sinne. Hörspiele, wie sie im Augenblick produziert werden, sind die perfekte Weiterentwicklung literarischer Aussagen. Mein Hörspiel verzichtet darauf. Das heißt: Ich habe mich hingesetzt, einen Text von Burroughs genommen, Platten vorgespielt, mit dem kaputten Kassettenrecorder gekämpft. Ich habe mich oft versprochen. Alles ist Zufall."

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Westdeutscher Rundfunk 1970
  • Erstsendung: 19.11.1970 | WDR 3 | 31'09

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