Kriminalhörspiel
Autor/Autorin:
Paul Pörtner
Die Polizeistunde (2. Teil)
oder Überprüfung einer Ermittlung
Komposition: Manfred Niehaus
Regie: Paul Pörtner
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans Dieter Schwarze Kriminalkommissar Rademacher Peter Lieck Robert Mattner Christian Brückner Klaus Mattner Susanne Beck Lisa Mattner Rosel Schäfer Vera Lenz
Zum Konzept des Stückes schreibt Pörtner: "Die Handlung des Hörspiels
ist so angelegt, daß die Hörer in die Rolle von Zeugen versetzt
werden. In der ersten Phase wird eine stimmungsvolle "Familienfeier"
vorgeführt. Da in der Zwischenzeit ein Mord passiert, wird diese
idyllische und harmlose Szene plötzlich in einem anderen Licht,
nämlich der unheimlichen Beleuchtung der Verdächtigung und der
kriminalistischen Untersuchung, gesehen und überprüft. Die übliche
Methode der "Rekonstruk-tion von Tatumständen" erlaubt es, die bereits
gespielte und gehörte Szene noch einmal # aus dem Gedächtnis # zu
wiederholen. Aber nun versuchen die Betroffenen einige "belastende
Details", einige verdächtige Äußerungen und Vorgänge zu vertuschen, zu
verharmlosen oder zu unterschlagen. Es ist nun Sache der Hörer als
Zeugen, diese Wahrnehmungen als "sachdienliche Angaben" dem
Kriminalkommissar zu melden (schriftlich). Sie beteiligen sich so an
einer Ermittlung, die in der zweiten Folge des Spiels überprüft wird.
Der Fall wird noch einmal in seiner widersprüchlichen und
unaufklärbaren Komplexität entfaltet. Es geht letztlich um eine
"Überprüfung" des kriminalistischen Verfahrens, des Wertes von
Zeugenaussagen, sowie von Verhaltens-weisen und Beziehungen, die an
Hand des Mordfal-les aufgedeckt und bewußtgemacht werden."
Weitere Informationen
Paul Pörtner, 1925 in Elberfeld geboren, experimentierte nach
theoretischen Studien, die in mehreren Dokumentationen und Essays
belegt wurden, am Theater mit "variablen Stücken", "Mitspielen" und
dem Psychodrama. Zugleich erprobte er die technischen, literarischen,
musikalischen, die akustischen und formalen Möglichkeiten des Hörfunks
und besonders des Hörspiels. In den Hörspielen #Die Sprechstunde" und
#Test" bezog er bereits die schauspielerische Improvisation in die
Studioarbeit ein, und nun versucht er, nach den Darstellern auch die
Hörer zu aktiver Teilnahme am Spiel zu bewegen. Da das unmittelbare
#Mitspielen" der Hörer nicht den Gegebenheiten des Rundfunkempfangs
entspricht, wird die Aktivierung zuerst im Bereich der Wahrnehmung
versucht: die Aufmerksamkeit des Hörers wird auf unscheinbare,
beiläufige Details der Handlung gelenkt. Die Methode der
kriminalistischen Ermittlung enthält diese Hinlenkung der
Gehörwahrnehmung auf Spuren, Momente, Indizien. Geläufige, gewohnte
Dinge, die meist überhört werden, erhalten in der Spannung der
detektivischen Taktik eine neue Bedeutung.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1973
- Erstsendung: 02.06.1973 | 38'10