Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel

Autor/Autorin: Eva Maria Mudrich

Das Anschauungs-Subjekt

Technische Realisierung: Iris Hartmann, Fritz Gortner

Regie: Andreas Weber-Schäfer

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Sabine HahnDagmar Ka
    Heinz SchimmelpfennigVorsitzender
    Ernst JacobiKonstantin Blank
    Wolfgang ForesterDr. Bachmann
    Axel RadlerMax Hendrik
    Steffy HelmarMiriam Walter
    Manfred Georg HerrmannVorleser
    Wolfram WenigerFriedrich Wortek
    Heinz JörnhoffLagerleiter
    Reinhart von StolzmannSpezialist

Der Staat löscht die ererbten Verhaltensstrukturen von Kleinkindern und programmiert sie für ihre künftige gesellschaftliche Funktion. In diesem konfliktfreien System hat jeder Programmierte bestimmte Berufsvoraussetzungen mitbekommen. Ein amtliches Verteilersystem regelt die Zahl der Kinder für die verschiedenen Berufszweige. Intelligenz, Verhaltensmuster und manuelle Fähigkeiten werden so aufeinander abgestimmt, dass ein jeder die ihm zugedachte Funktion in der Gesellschaft optimal erfüllen kann. Dagmar Ka ist als Schriftstellerin programmiert und hat ihren Beruf bisher stets verlässlich im Sinne der staatlichen Ordnung erfüllt. Aber dann bietet sie ihrem Verleger ein irritierendes Manuskript an, das von einer labilen, unberechenbaren Protagonistin mit unkontrollierten Gefühlswallungen handelt. Sie kann sich selbst nicht erklären, wie sie diesen Roman schreiben konnte und erklärt, wie unter einem Zwang gehandelt zu haben. Gibt es in ihrer Programmierung eine Lücke? Als sie sich immer deutlicher in ihrer Romanfigur wieder zu erkennen beginnt, sucht sie eine Kapazität auf dem Gebiet der Psychochirurgie auf und verlangt, er solle sie von der künstlichen Persönlichkeit befreien und ihr ihre wahre Identität zurückgeben. Der weist das ungeheuerliche Ansinnen entrüstet zurück, aber, hin- und hergerissen zwischen Loyalität und wissenschaftlicher Neugier an einem noch nie durchgeführten Experiment, entscheidet er sich doch, den Eingriff zu wagen. So ist Dagmar Ka die erste Person, die ihr eigenes Ich wiederbekommen hat, aber ihr Partner und die Gesellschaft distanzieren sich von ihr. Als ihr Verleger sie von der Autorenliste streicht, verliert sie ihre gesellschaftliche Funktion und wird zum Outcast. Selbst in einem Internierungslager für Fehlprogrammierte bleibt sie als nicht Programmierte ein Fremdkörper. Zuletzt sieht sie keine andere Möglichkeit, ihre Existenzberechtigung zu sichern, als vor einer eigens für sie einberufenen Untersuchungskommission den Antrag zu stellen, sich von der Bevölkerung gegen Eintrittsgeld als "Anschauungs-Subjekt" besichtigen zu lassen.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Süddeutscher Rundfunk 1980
  • Erstsendung: 12.05.1980 | 52'55

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