Originalhörspiel, Kurzhörspiel

Autor/Autorin: H. C. Artmann

Erlaubent, Schas, sehr heiß bitte! – Ein Gleichnis

Technische Realisierung: Walter Jost, Christa Schaaf
Regieassistenz: Günter Guben

Regie: Raoul Wolfgang Schnell

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Heinrich SchweigerAnton Lackl, Wiener
    Marianne NentwichStephanie, süßes Madl
    Louise MartiniCafétiere Kriebaum
    Jaromir BorekHerr Josef, Ober
    Franz SteinmüllerMoses
    Nikolaus HaenelEngel Sauber
    Karl RenarTeuxl Pfui
    Peter H. SchwerdtAdolphus Hitler
    Raoul Wolfgang SchnellSprecher

Erlaubent?! Artmann erlaubt es sich. Er kratzt am Bilderbuchbild Österreichs und erblickt darunter eine Kultur, in der Gemütlichkeit und Gewalt nah beieinander liegen. Erlaubent?! Die erstarrten Formeln der österreichischen Höflichkeit sind manchmal beides: devote Geste und Befehl zugleich. In einem Wiener Kaffeehaus kommt diese Gleichzeitigkeit von Unterwerfung und Gewalt auf verschiedenste Weise zum Vorschein. Stephanie läßt sich gern von den Männern benutzen, nur "Fesch" müssen sie sein, und Hauptsache die "Kasse" stimmt. Lackl, der Paradewiener fühlt sich als König-Kunde. Ober sind zum Kommandieren da, Juden zum Geigen. Und Wehe, sie hören auf! Dann ruft er den "Dolpherl" an. Dolpherl, Adolpherl, Hitler. Erlaubent?! Schließlich konnte der bestimmen, wann ein Geiger spielt und wann nicht. 'Erlaubent, Schas, sehr heiß bitte!' ist streng in seiner Struktur und hat einen verteufelten Humor. In der Regie von Raoul Wolfgang Schnell, der ein Ritornell inszeniert hat, ätzt Artmann das Bild vom schönen Wien, löst es in Nichts auf. Der sich charmant gebende Dialekt entpuppt sich als vorzügliches Material für ordinäre Schreihälse, herrische Krakeeler. Der Donauwalzer liefert der ballernden Sprache den Dreivierteltakt, die Caféhaushocker schimpfen und 'der Jud soll spüln die Musi', der Hitler wird dröhnender Stammgast werden, und alles raunzt, bis MG-Salven das 'Wien, Wien nur du allein' perforieren." (Stuttgarter Zeitung, 9. 8. 1971).

Weitere Informationen
Hans Carl Artmann (1921-2000), geboren in Wien, handhabte bereits in frühen Jahren verschiedenste Sprachen und literarische Stile mit Leichtigkeit. 1947 gab es erste Veröffentlichungen seiner Arbeiten im Hörfunk und in der Zeitschrift "Neue Wege". Artmann war Mitglied zahlreicher Autorenvereinigungen, wie z.B. des "Art Club" und des "Anti P.E.N.". Halb Verwandlungskünstler, halb poetischer Avantgardist, hat er sich in nahezu allen denkbaren literarischen Gattungen bewegt. Artmann wurde mitzahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis 1997.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Süddeutscher Rundfunk 1971
  • Erstsendung: 28.07.1971 | SDR2 | 20:20 Uhr | 14'02

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