Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Ludovico Ariosto
Orlando Furioso (1. Teil: Die Prophezeiung am Orakel von Merlin)
Vorlage: Orlando Furioso (Gesänge, italienisch)
Übersetzung: Margareth Obexer
Bearbeitung (Wort): Leonhard Koppelmann
Komposition: Detlev Glanert
Technische Realisierung: Andreas Büttner, Jürgen Glosemeyer, Markus Haßler, Gertrudt Melcher, Mechthild Austermann, Barbara Goebel, Fred Reuter
Regieassistenz: Ariane Skupch, Ursula Weck
Regie: Leonhard Koppelmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Sascha Maria Icks Übersetzerin Friedhelm Ptok Ariosto Wolfgang Rüter Zwischenrufer 1 Juan Carlos Lopez Zwischenrufer 2 Hanns Jörg Krumpholz Zwischenrufer 3 Jens Wawrczeck Erzähler am Hofe Friedhelm Brebeck Kriegsberichterstatter Michael Habeck Kaiser Karl Mareike Lindenmeyer Angelika Sebastian Blomberg Rinaldo Kolenda Lochen Ferragu/Ariodante Günther Koch Sportreporter Bodo Primus Seemann Horst Mendroch Wind/Atlante Jürg Löw Pinabel Meret Becker Bradamante Simon Roden Bote Irina Wanka Melissa Bernd Kuschmann Merlin Christian Berkel Ruggiero Matthias Ponnier Mönch Anja Laïs Dalinda Matthias Haase Poliness Ulrich Matthes Astolfo
"Zur Belustigung und Erholung der Herrschaften und edelgesinnter Leute und Damen" verfasste Ludovico Ariosto in den Jahren 1505-1515 ein Versepos von 40 Gesängen, denen 1521 weitere sechs Gesänge folgten. Konzipiert als Fortsetzung des von den Zeitgenossen als unübertrefflich geschätzten "Orlando Innamorato" des Matteo Maria Boiardo, waren Ariosts Gesänge dem mächtigen Kardinal Ippolito d'Este als Preislied auf die Geschichte des prunkvollen Ferrareser Fürstengeschlechts gewidmet. "Orlando Furioso" ("Der Rasende Roland") verbindet den Glaubenskampf zwischen Christ und Muselman mit der phantastisch-märchenhaften, von Feen, Magiern und Monstern bevölkerten Welt des höfischen Romans. Männliche und weibliche Ritter, traditionelle Figuren der Epik der italienischen Renaissance, fügen sich zu einer geschlossenen Ritterwelt, deren Seneca ("Hercules furens") nachgebildete Ideale sich freilich nicht nur in Glaubenskampf und Edelmut äußern, sondern durchaus auch in Abenteuerlust und Liebessehnsucht. Orlando selbst, stets auf Eroberung der von ihm bis zum Wahn geliebten Angelika aus dem Lande Cathay (dem heutigen China), erobert mit furiosem Kampfgeist zwar Paris, die Sarazenen und gar schier den Mond - Angelika, die seraphische Schöne, gewinnt er jedoch nicht für sich. Ariost wagt erstmals, die Individualisierung einer Person so weit zu treiben, dass sie in Einsamkeit enden muss. Ruggiero, der Einhornritter und Bradamante, die strahlende Ritterin, bestehen jedoch jede Schlacht und Verzauberung der bösen Mächte durch die unzerstörbare Kraft ihrer Liebe und werden so zum Gründerpaar des Hauses d'Este. Die hohe Sprache der Renaissance-Lyrik, mehr noch die Opulenz der Handlung und Figuren waren und sind Quelle für zahlreiche Werke der europäischen Hochliteratur (u.a. Voltaire, Wieland, Byron und selbst Torquato Tasso in "Rinaldo" und "La Gerusalemme Liberata"). Unverkennbar ist aber auch die Anregung in den Werken Tolkiens und selbst in "Harry Potter", dessen Märchenhaftigkeit und Zauberkünste, aber auch die deutlichen Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen den weiten Bogen über mehr als ein halbes Jahrtausend europäischer Literatur spannen. Die 46 Gesänge wurden in der Übertragung und Bearbeitung der Dramatik erin Margareth Obexer und der Funkeinrichtung des Regisseurs Leonhard Koppelmann zu sechs Gesängen verdichtet. Die Komposition des Henze-Schülers Detlev Glanert gibt Ludovico Ariosto, dem Dichter des weiten Gestus im Schatten des großen Dante Alighieri, neues Leben und bringt dieses Werk von abendländischer Dimension mit heutigen künstlerischen Mitteln dem Publikum des 3. Jahrtausends nahe.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 2004
- Erstsendung: 23.11.2004 | WDR 5 | 20:05 Uhr | 53'05
Veröffentlichungen
- CD-Edition: Random House Audio 2004
Auszeichnungen
- hr2-Hörbuchbestenliste Februar 2005 (4. Platz)
Rezensionen (Auswahl)
- Raoul Löbbert: Rheinischer Merkur. 25.11.2004. S. 34. - Andreas Matzdorf: Funk-Korrespondenz. 53. Jahrgang. Nr. 2. 14.01.2005. S. 27-29.