Ars acustica
Autor/Autorin:
Paul D. Miller, Triotope
intermedium@utopia station (3. Folge: Jonny spielt Jazz)
Multimedia-Auftritt
Vorlage: Jonny spielt auf (Oper)
Komposition: Ernst Krenek, Paul D. Miller
Technische Realisierung: Marko Kaminsky, Roland Zweckinger
Regieassistenz: Christina Hänsel, Martin Trauner
Musik: Paul D. Miller (Elekrtonik), Henning Sieverts (Violoncello)
Ensemble: Triotope: Johannes Enders (Saxophon), Martin Zenker (Bass), Christian Salfellner (Perkussion)
Realisation: DJ Spooky That Subliminal Kid
Der afro-amerikanische Medienkünstler Paul D. Miller alias DJ Spooky That Subliminal Kid begibt sich auf die Suche nach Spuren des amerikanischen Jazz in europäischer Musik der Zwanziger Jahre. Schwarze Musiker spielten in den Zwanzigern in Hotelkapellen von Venedig bis Paris und brachten den Jazz nach Europa, so wie auch Kreneks Protagonist Jonny in der 1926 geschriebenen Oper "Jonny spielt auf". Ernst Kreneks Oper "Jonny spielt auf" ging als so genannte Jazzoper in die Geschichte ein, in der ein schwarzer Musiker mit seiner Musik ein Ensemble von Menschen zum Aufbruch in eine neue Ära lockte. "Die Stunde schlägt der alten Zeit, die neue Zeit bricht jetzt an. Versäumt den Anschluss nicht. Die Überfahrt beginnt ins unbekannte Land der Freiheit", formuliert Jonny in seinem Triumphlied, aufgeführt zwischen allerlei technischen Innovationen und Symbolen einer modernen Welt, die Reise ins utopische Amerika. "In der Partitur finden sich Saxophone, Xylophon, Pianola, Kastagnetten, Banjo, Swaneewhistle und das Flexaton, eine Art Rassel, wie sie die Drummer in den Jazzkapellen benützten. All dies entsprach der europäischen Vorstellung von Jazz, die lediglich ein kommerzialisiertes Derivat von eigentlicher Jazzmusik darstellte und in der Oper selbst einen relativ geringen Anteil hatte, der aber durch die Propaganda fälschlicherweise überbewertet wurde. Es mag nicht überraschen, dass das Werk bei seiner amerikanischen Uraufführung an der Met im Jahre 1929 durchfiel und dort, im Ursprungsland des Jazz, auf Verwunderung stieß: 'Das soll Jazz sein?'", schrieb Thomas Gayda zur Wieder-Uraufführung der Oper in Leipzig 1990. DJ Spooky nutzt Motive der Musik Kreneks aus "Jonny spielt auf", um den amerikanisch-europäischen Jazz-Kontext bis ins Heute nachvollziehbar zu machen. Gemeinsam mit Triotope aus München spielt Jonny auf vor Projektionen alter Bühnenbilder der umjubelten Aufführungen aus den 20er Jahren.
Weitere Informationen
DJ Spooky That Subliminal Kid (Paul D. Miller) lebt in New York. Er ist Konzeptkünstler, Autor, Musiker und realisiert grenzüberschreitende Projekte zwischen bildender Kunst, Medientheorie und urbaner DJ-Jugendkultur. Er ist Professor für Music Mediated Art an der European Graduate School. Er stellte aus u.a . bei der Architektur-Biennale in Venedig, im Museum Ludwig in Köln, in der Kunsthalle Wien und im Andy-Warhol-Museum Pittsburgh. Der BR sendete den Radio-Remix seines Marcel-Duchamp-Projektes (MOCA Los Angeles 2003) "Errata Erratum - The Duchamp Effect" 2003.

Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2004
- Erstsendung: 15.10.2004 | Bayern 2 | 45'27