Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Emil Szittya
Klaps oder Wie sich Ahasver als Saint Germain entpuppt
Vorlage: Klaps oder Wie sich Ahasver als Saint Germain entpuppt (Roman)
Bearbeitung (Wort): Ulrich Gerhardt
Komposition: Jakob Fensch
Technische Realisierung: Hans Scheck, Angelika Haller
Regieassistenz: Martin Trauner
Regie: Ulrich Gerhardt
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans-Peter Hallwachs Erzähler Wolfgang Pregler Dr. Funk Markus Boysen Papus Michael Habeck Wyndman sen. Bernd Grawert Wyndman jun. Eva Gosciejewicz Rosa Detlef Kügow Lévy Thomas Thieme Kurzweil Helmut Stange Bischof Paul Herwig Daintist/Saint Germain Thorsten Nindel Wärter Kai Taschner Mahac Heiko Ruprecht Ingenieur
Die Welt ist eine Klapsmühle, in der man mit Weltanschauung und Glauben skrupellos Geschäfte macht: "Der Worthändler schrie ganz laut: Kauft meine Worte! Ich habe billige und teure Worte, höllische, panische Worte! Ich habe göttliche und symbolische Worte. Ich habe Worte über Liebe und über Gott." Der Roman "Klaps" erschien 1924, Emil Szittya bezeichnete ihn als "Abenteuer- und Schlüsselroman zugleich". Szittya erzählt in assoziativer Struktur von unmoralischen, machiavellistischen Protagonisten wie dem Arzt Dr. Funk, der gemeinsam mit dem herrschlüsternen Papus den "Neuen Staat" erschafft, ungehindert von seinem Gegenspieler, dem erpressten jüdischen Bankier Edmond de Levy. Vorbilder für seiner Figuren fand Szittya vielfach auf dem legendären Monte Verità in Ascona, wo er sich mehrfach aufhielt und unter anderem Bekanntschaft mit dem berühmt-berüchtigten Psychoanalytiker Otto Gross machte, der tatsächlich in Ascona eine neue Gesellschaftsordnung propagierte. Kind aus der Gosse, Stammtischbruder, Lügenbaron, Individualanarchist. Emil Szittya - eigentlich Adolf Schenk - perfektionierte im Lauf seines Lebens die Mystifizierung seiner Person. 1886 in Budapest geboren, begann er als Minderjähriger durch Europa zu vagabundieren, hielt sich längere Zeit in Berlin auf, wurde schließlich sesshaft in Paris. Er schrieb in deutscher Sprache, die er, wenn auch nicht perfekt, doch besser als die französische beherrschte. Sein Monte-Verità-Roman "Klaps" ist zugleich auch eine holzschnittartige Parabel auf das Europa der Zwanziger Jahre, in dem sich Ängste und Schuldzuweisungen mit rassistischen Irrlehren paaren und Scharlatane leichtes Spiel haben. Hellsichtig prophezeite er zehn Jahre nach Erscheinen des Romans über den unmittelbar bevorstehenden Krieg: "Frühere Jahrhunderte mit all ihren Grausamkeiten waren philanthropisch dem gegenüber, was kommen wird".
Weitere Informationen
Emil Szittya (1886-1964) war Schriftsteller und Maler. Er gab zahlreiche Zeitschriften heraus, u.a. "Les Hommes Nouveaux" (1911 mit Hans Richter), "Der Mistral" (1915 mit Hugo Kesten und Walter Serner), "Die Zone" (1933-34). Es erschienen zahlreiche Gedichte und Romane von ihm, u.a. "Das Kuriositätenkabinett" (1923). Er betrieb darüber hinaus kunst- und kulturwissenschaftliche Studien, u.a. "Selbstmörder. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte aller Zeiten und Völker" (1925).
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2005
- Erstsendung: 07.10.2005 | Bayern 2 | 20:30 Uhr | 59'27
Rezensionen (Auswahl)
- Katrin Hildebrand: Frankfurter Rundschau. 07.10.2005.