Hörspielbearbeitung, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Gerd E. Hoffmann
Glückliche von Morgen
Vorlage: Bellasten (Experimentelle Literatur)
Bearbeitung (Wort): Gerd E. Hoffmann
Technische Realisierung: Peter Jochum, Engelhardt
Regieassistenz: Katharina Schmidt
Regie: Horst H. Vollmer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Heiner Schmidt Berichterstatter Jodok Seidel Bellast Hermann Schomberg Großhirn Marianne Mosa-Hering Ursula Langrock Gertraud Heise
Menschen sind auf durch Fremdbestimmung deformierte Funktionsträger reduziert, die sich in immer phantastischeren Metamorphosen reproduzieren. Alles ist im bellastischen Zentrum vorgeplant. Alles ist folgerichtig. Farbreize bestimmen das Glück der Bellasten in den 21 Stockwerken der unzerbrechlich gläsernen Wohnwabentürme. Glück ist keine unabhängige Größe, ist immer wieder anders. Bell 17 entnehmen dem Versorgungsaggregat mit ihren Sauglippen Funktionsflüssigkeiten, gelbe Sprachenergie, grüne Ermutigungslösung, braunes Durchhaltekonzentrat. Schaukeln in gläsernen Sitzschalen, Genußerfahrung und Wunscherfüllung, verteilt Sprachenergie im Leitsystem. Tastende Artikulierstöße aus der Trichtermundhöhle. Kommunikationsaufnahme mit Nachbarwaben. Der Wunsch, Erfahrenes mitzuteilen durch Funktionsöffnungen in der Wabenwand. Durch einander voneinander erfahren. Signale, Zahlen und Abläufe sind im bellastischen Zeitalter eindeutiger als Worte. Sauglippenpaare fügen sich aufeinander: nach nicht offenbartem Plan können ausgewählte Bellasten aus sich heraustreten, unbewußt Schleusen durchqueren, als Bell 18 über die nächste Stufe gehen. Sitzschalen im 18. Stockwerk erwarten die Aufnahmebereiten. Glückkondensatoren werden aktiviert, BildTonBahnen geschaltet. Großhirne im bellastischen Zentrum registrieren Reaktionen, notieren Abweichungen, steuern scheinbar freies Verhalten bellastischer Gruppen. Gespeichertes Vergangenheitswissen fließt in die Kontaktbahn. Bell 18 spürt sich aus der Sitzschale gehoben, wird zum Ichdu, wird sich als Bell 19 folgerichtig aus sich selbst reproduzieren. Entprothetisiert sich zum gliederfreien Rumpf, um sich schließlich neu zu begliedern zum Bell 20, der sich in ungestörter Selbstliebe einundzwanzigmal reproduziert hat. Gerd E. Hoffmann will seine auf Grundlage der modernen Informationstheorie aufgebaute, an Wortschöpfungen reiche "Hörbeschreibung" als realistische experimentelle Prosa verstanden wissen. Seine Geschöpfe sind Spiegelbilder unserer Zeit, in der der Mensch bereits in vielen Lebensbereichen mehr oder weniger sichtbaren Leitimpulsen ausgesetzt ist.
Produktions- und Sendedaten
- Hessischer Rundfunk 1971
- Erstsendung: 02.10.1971 | 41'35