Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel, Kriminalhörspiel

Reihentitel: Prozesse der Zukunft

Autor/Autorin: Hans Kasper

Die Identität des Josef Kemner

Regie: Werner Klein

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Karl FriedrichJosef Kemmer
    Hans TimerdingRichter
    Peter HeuschStaatsanwalt
    Armas Sten FühlerVerteidiger
    Peter FitzReporter
    Helga EngelReporterin
    Susanne BarthReporterin
    Sylvia HeidFrau Kemmer
    Peter SchmitzKollege
    Klaus SteigerBennent
    Lieselotte BettinFrau
    Karl-Heinz FiegeMann
    Ulrich HassMann
    Hans-Jörg AssmannMann
    Monika WenigerPassantin
    Christiane EislerSchwester
    Erwin ScherschelReutter

Unter dem Einfluß hochfrequenter Introzerebralwerbung begeht ein Mann einen Mord. Der Fall scheint sich zum Sensationsprozeß des Jahres zu entwickeln. Schon die Ausgangspositionen von Verteidigung und Anklage stellen den gewohnten Prozeßverlauf auf den Kopf. Während der Staatsanwalt Freispruch fordert, kämpft der Verteidiger für die Verurteilung seines Mandanten. Josef Kemmer hatte eine ihm unbekannte Passantin auf offener Straße niedergeschossen und tödlich verletzt. Nach der Tat versuchte er weder zu fliehen noch zu leugnen. Obwohl er willentlich gehandelt hat, ist er nicht imstande, ein Motiv zu nennen. Ein Werbeingenieur, Sachverständiger für elektronische Strahlwerbung, sagt aus, daß entlang der Strecke des Airtrain, mit dem Kemmer jeden Abend nach Hause fährt, eine hochfrequente Werbebotschaft ausgestrahlt wird, die, für die Vorbeifahrenden nicht wahrnehmbar, zerebral aufgenommen und im Unterbewußtsein gespeichert wird. Für die Anklage ist die Sachlage eindeutig. Ein Mann wird von einer für ihn unlösbaren beruflichen Aufgabe so sehr beansprucht, daß er nicht einmal in der Bahn aufhört, daran zu arbeiten. Jeden Abend an der selben Stelle wird er durch eine leichte Kurve und das in sein Gehirn gestrahlte Reklamebild einer jungen Frau gestört. Bild und Nichtbewältigung der Arbeit werden zum gemeinsamen Symptom, verdichten sich zum Komplex. In einer Zwangshandlung befreit er sich von dem schrecklichen Hemmnis und schießt eine Passantin nieder, die zufällig eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Strahlbild hat. Kemmer ist nicht schuldfähig und deshalb freizusprechen. Der Verteidiger dagegen bittet für seinen Mandanten um das Recht auf Schuld. Auch der Täter hat ein Recht auf Gerechtigkeit, denn Resozialisierung eines Kriminellen dauert lange, aber die Rehumanisierung eines sogenannten Psychopathen endet nie; dafür sorgt die Grausamkeit der menschlichen Gesellschaft.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Hessischer Rundfunk 1972
  • Erstsendung: 01.09.1973 | hr2 | 20:30 Uhr | 30'45

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