Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Eva Maria Mudrich
Die kalte Welt des Gabriel
Technische Realisierung: Fritz Gortner, Andrea Mammitzsch
Regie: Andreas Weber-Schäfer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Kornelia Boje Hanna Mertier Horst Michael Neutze Bert Mertier Wolfgang Büttner Eberding Heinz Schacht Raoul Mertier Anfried Krämer Paul Ferri Doris Buchrucker Sonja Wanderski Jochen Nix Gabriel Manfred Georg Herrmann Reporter
Dissidenten werden interniert und ihrer sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten beraubt. Hanna und Bert Mertier haben in einer Fernsehsendung ihren Vater gesehen, der als Staatsfeind Nummer Eins gefangengehalten wird. Obwohl sie als loyale Bürger sich seiner Untergrundtätigkeit schämen, wollen sie herausfinden, was ihn so verändert hat. In einem unüberwachten Augenblick gelingt es ihnen, sich Zugang zu dem hermetisch abschirmten Internierungslager zu verschaffen. Entsetzt und ratlos müssen sie mitansehen, wie Gleichgültigkeit, Egoismus und Haß die Menschen hier verändert haben. Ihr Vater scheint sie nicht einmal zu erkennen und jagt die Eindringlinge davon. Vom Reporter Eberding, der gerade für das Bürgerpflichtfernsehen eine Live-Übertragung aus dem Lager beendet hat, erfahren sie schließlich, daß ein kleines Gerät, das die Internierten auf der Brust tragen und das sie "Gabriel" nennen, für ihr Verhalten verantwortlich ist. Nach ihrer Verhaftung hat man sie alle durch hypnotischen Befehl ihrer Sprache beraubt. Obwohl die Bilder der Vergangenheit noch in ihren Köpfen waren, hatten sie keine Worte mehr dafür. Erst das Wort aber macht aus den im Gedächtnis gespeicherten Gefühlen und Bildern abrufbare Erinnerungen. Ohne Worte reduziert sich selbst das Denken zum flüchtigen Augenblick. Als sie in das Lager gekommen waren, stand ihnen kein einziges Wort mehr zur Verfügung. Gabriel, der mit ihnen kommunizierte, hatte die Aufgabe, ihnen ein neues Vokabular einzutrichtern. Sein Lehrprogramm filtert alle Wörter aus früheren Erfahrungsbereichen aus. Die neue Sprache ist destruktiv und deckt nur ab, was sie im Lager unmittelbar vor Augen haben. Eberding gibt sich selbst als geistiger Urheber Gabriels zu erkennen. Die Menschen so verändert zu haben, daß sie öffentlich als abschreckende Beispiele zur Schau gestellt werden können, ist sein Verdienst. Aber ihm wird selbst angst vor den Folgen seines Experiments, denn wenn es erfolgreich abgeschlossen wird, soll der nächste Schritt die Anwendung bei Kindern sein, um sie durch die Sprache zu willigen Werkzeugen zu machen.
Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk 1979
- Erstsendung: 11.06.1979 | 55'21