Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Hans Kasper
Die Kommission - oder: Erkrankung eines Kollektivs
Technische Realisierung: Peter Jochum, Gerlind Raue
Regie: Werner Klein
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Helmut Griem Basis-Mann Alois Garg Dr. Erdmann Marianne Mosa Frau Prof. Schmölders Kornelia Boje Frl. Dr. Tietjen Heinz Stöver Prof. Balten Matthias Fuchs Dr. Veit Robert Seibert Oberstudiendirektor Valentin
Ein Kongreß zur Entwicklung einer einfachen Sprache für jedermann endet in kollektivem Wahnsinn. Hätte Frau Prof. Schmölders nicht "getümelt", wäre sie von Herr Dr. Erdmann auch nicht in die Nase gebissen worden, und hätte Oberstudiendirektor Valentin wegen seines Interesses an Vokalen nicht den Vorsitzenden Prof. Balten erschossen, hätte ihn Frl. Dr. Tietjen vielleicht auch nicht aus dem Fenster geworfen, und möglicherweise hätte sich dann Dr. Veit während der linguistischen Exempelübungen nicht selbst in die Luft gesprengt, nachdem er die Schmölders singen hören mußte, die dann, noch vor dem Ableben von Frl. Dr. Tietjen, bei ihrer Forderung nach der reinen Sprache, so klar wie Wasser, buchstäblich ertrunken ist. Ja, die Kommission ist recht kritisch an die Sache herangegangen, so daß aus dem allgemeinen Tumult am Ende Dr. Erdmann als einziger Überlebender hervorgegangen ist, der nun von einem Repräsentanten der Zielgruppe, der Basis also, über den Verlauf des Kongresses und den von der Kommission erarbeiteten Sachschaden vernommen wird. Und dabei ging es doch um nicht mehr als die allgemein verständliche Sprache für jedermann, eine Sprache, deren Einfachheit das vorhandene Kommunikationsmaterial als Informationsbasis in Vergessenheit geraten läßt, um es als Bewußtseinsinhalt neu definieren zu können, damit es im Sinne einer Neo-Verständigung gebraucht werden kann, die vorher nicht vorhanden war, um die Kommunikationsbarrieren und damit die gesellschaftspolitischen Konflikte analytisch auf eine verständliche Exorbitationsvorraussetzung abzubauen - die einfache Sprache eben, die jeder spricht oder versteht. Mit einer gehörigen Portion Sprachwitz parodiert Hans Kasper ironisch-despektierlich das manirierte Überformulieren akademischer Verlautbarungen.
Produktions- und Sendedaten
- Hessischer Rundfunk 1973
- Erstsendung: 22.12.1973 | hr2 | 20:05 Uhr | 28'22