Originalhörspiel, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Thomas K. Brown, Herbert Kundler
Der Mann, der durch die Zeit glitt
Technische Realisierung: Fritz Gortner, Irene Stier
Regie: Reinhard Zobel
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Heinz Schimmelpfennig Prof. Hubert Köhler Marta Zifferer Seine Frau Tilla Werner Rundshagen Dr. Rudolf Seegal Anke Tegtmeyer Seine Frau Sigrid Aljoscha Sebald Prof. Alfons Täpelin Gertrud Nothorn Hilde Wolfgang Reinsch Der Pfeifer von Hameln Wolfgang Feige Arminius Gert Tellkampf Sokrates Manfred Georg Herrmann Menon Marlene Achtermann Xanthippe Dirk Galuba Euthydemos Lothar Walser Pithecanthropoi Otto Sander Pithecanthropoi
Bei dem Versuch, Zeitgenossen historischer Persönlichkeiten zu werden, bleiben zwei Zeitreisende in der Vorgeschichte verschollen. Prof. Köhler, Ordinarius für Neurologie, ist es durch Beeinflussung bioelektrischer Hirnprozesse gelungen, die Gleichzeitigkeit von Raum, Zeit und Individuum zu überwinden. Die Relativierung des Nacheinanders im sogenannten Geschichtsprozeß und der Beweis von dessen objektiver zeitlicher Austauschbarkeit versetzen ihn als ersten Menschen in die Lage, die eigene Zeit zu verlassen. Er überredet einen Freund von der philologischen Fakultät zur Teilnahme an einer nichtlinearen Wanderung durch die Historie. Gemeinsam evaporieren sie vor den Augen seiner erschrockenen Gemahlin, welcher der Gedanke, daß ihr braver Gatte in alten Jahrhunderten herumstöbert und alles durcheinander bringt, höchst unbehaglich ist. Bald steht fest, daß es nichts Unglaubwürdigeres gibt als die historische Überlieferung. Der Rattenfänger von Hameln ist in Wahrheit ein von Halbwüchsigen umschwärmter Lautenspieler, Sokrates erweist sich als sophistischer, von einer liebenswerten Xanthippe unterwürfig verehrter Prahler, und die Schlacht im Teutoburger Wald wäre sicher ganz anders verlaufen, wenn die beiden Zeitwanderer den Cheruskerfürsten nicht vor den Legionen des Varus gewarnt hätten. Wie oft mag die Geschichte durch solche nachträglichen vertikalen Interventionen eine überraschende Wendung genommen haben? Aber Köhler will noch weiter zurück: sein ehrgeiziges Ziel sind die Ursprünge der Menschwerdung, der Pithecanthropus erectus. Schon ist die erste Jahrmillion überwunden, als sich beunruhigende Veränderungen einstellen und sie mehr und mehr ihren Vorfahren zu gleichen beginnen. Während sie ins Dunkel der Vorzeit abtauchen, wird ihnen nur noch undeutlich bewußt, daß mit der körperlichen Regession auch das Hirnvolumen abnimmt und sie mit schwindender Intelligenz bald nicht mehr in der Lage sein werden, jemals wieder in ihre eigene Zeit zurückkehren. (Pressetext aus: Hörst G. Tröster: Science Fiction im Hörspiel. 1947-1987. Deutsches Rundfunkarchiv 1993)

Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk 1968
- Erstsendung: 20.02.1968 | 56'03