Hörspiel
Autor/Autorin:
Günter Kunert
Des Eisenhans Erinnerungen oder Paraphrase über ein deutsches Thema
Funkerzählung zur "Eisenhans-Variation"
Regie: Dieter Hasselblatt
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Bum Krüger Eisenhans Werner Hessenland Dr. Mulberger Evelyn Döring Müllerstochter Ruth Pera Hebamme Günter Kirchhoff Bauer Olaf Quiaser Zeitungsausrufer Alf Marholm Professor Schulmann/Oberscharführer Schulmann Günter Dybus Sein Sohn
Günter Kunerts Variation zum Grimm'schen Märchen "Eisenhans" könnte ein "Scherzo more germanico" genannt werden. Vom ursprünglichen Märchen übrig bleibt die Figur des Eisenhans, - hier eine Art Waldschrat, Märchenroboter oder antiker Pan, germanischer Poseidon - eine recht groteske deutsche Figur. Vom Rost und Schmutz gesäubert findet sich der eiserne Hans im Wasserbassin einer Forschungsanstalt wieder und erinnert sich seines jahrhundertelangen Daseins - draußen, im Teufelspfuhl vor der Stadt: als unehelicher Sohn Friedrich Wilhelm I. mit seinem Bruder "Nickelpeter" 1720 im Pfuhl versenkt; frißt Förster; hört von Krieg und Not der Menschen; bleibt allein am Grunde des Wassers, als Nickelpeter nach England (Loch Ness) auswandert; frißt, schläft, grübelt all die Jahre; erfährt von den besonderen Rassemerkmalen eines Deutschen (1912); wird von Hitlers Waffen-SS geweckt, mit Volksgenosse angesprochen und hört von großen Aufgaben und dem nahen Endsieg; wartet vergeblich, resigniert und schläft; wird von einem Sporttaucher wiederentdeckt zu experimentellen Zwecken gefangen; - hier im Bassin schließlich wird er zahm, Vater und verschrottet. Mit einem Sinn für das Skurrile und Zeittypische sowie die poetische Auswertbarkeit einer solchen Gestalt erzählt Kunert eine Geschichte, in der Spiel und Bitterkeit, Gelächter und scharfer Blick zu einem Scherzo zusammenklingen - ein "Scherzo more germanico".
Produktions- und Sendedaten
- Deutschlandfunk 1966
- Erstsendung: 10.09.1966 | 38'20