Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Kevin Vennemann
Beiderseits
Vorlage: Mara Kogoj (Roman)
Komposition: Hans Platzgumer
Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Regine Elbers
Regieassistenz: Katja Langenbach
Regie: Ulrich Lampen
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Peter Fitz Pflügler Rüdiger Vogler Lebonja Karin Anselm Mara Kogoj Stefan Hunstein Verteidiger Peter Veit Unbekannte Männerstimme
Wie und warum wird "Vergangenheit" mit welchen Folgen verdrängt, erinnert und/oder funktional aufbereitet? Im Rahmen einer therapeutischen oder wissenschaftlichen Gesprächssituation nehmen Tone Lebonja und Mara Kogoj zu Protokoll, was Ludwig Pflügler - als deutschnational organisierter Kärntner "Heimattreuer" besonders umtriebig im volkstümlich stilisierten "Abwehrkampf" gegen die Gleichberechtigungsansprüche der slowenischen Minderheit im Bundesland - aus seinem Leben zu berichten hat. Einmal mehr sind sie gezwungen, sich der hegemonialen Ausdeutung dessen auszusetzen, was sowohl Pflügler und die Kärntner-Slowenen Lebonja und Kogoj seit jeher trennt und verbindet als auch die beiden Volksgruppen überindividuell zu einer gespaltenen Einheit aus Mehrheit und Minderheit verschweißt: eine Geschichte der Gewalt und des Misstrauens, der systematischen Ausgrenzung und der erzwungenen Anpassung, der geforderten Anbiederung und der kontinuierlichen Ablehnung. Eine Geschichte nicht zuletzt, die wahr sein könnte, aber kaum je mehr als funktionalisierte Mythologie gewesen ist. Beginnt Kogoj sich kategorisch verweigernd wegzuhören, sobald sich herausstellt, mit wem die beiden Interviewer es in Pflügler zu tun haben, lässt Lebonja ihn, fasziniert und abgestoßen zugleich, ohne jeden Einwand sprechen. Er hört zu und gibt Pflüglers apodiktischen Wahrheitsverkündungen ohne ein einziges Widerwort oder nur das geringste Bedürfnis einer Korrektur sogar noch zusätzlichen Raum zur Entfaltung - bis Pflügler ihn auf seine Seite gezerrt zu haben glaubt. Dass es soweit noch nicht gekommen sein kann, daran glaubt Mara Kogoj bis zuletzt. Die erste Hörspielarbeit von Kevin Vennemann, basierend auf seinem Roman "Mara Kogoj" (Suhrkamp Verlag 2007), fasst die Geschichte kollektiv tradierter Aggressionen in eine ebenso beklemmende wie spannende Dreierkonstellation, zwischen individuellem Machtspiel und der Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Paranoia.
Weitere Informationen
Kevin Vennemann, 1977 in Dorsten geboren, lebt in Wien und Berlin. 2002 debütierte er mit dem Erzählungsband "Wolfskinderringe", 2005 erschien sein erster Roman, "Nahe Jedenew".
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2007
- Erstsendung: 07.05.2007 | Bayern 2 | 20:30 Uhr | 55'24