Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Elfriede Jelinek
Ulrike Maria Stuart (2. Teil)
Vorlage: Ulrike Maria Stuart (Theaterstück)
Bearbeitung (Wort): Leonhard Koppelmann
Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig
Regieassistenz: Katja Langenbach
Regie: Leonhard Koppelmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Bettina Engelhardt Ulrike Hedi Kriegeskotte Ulrike Ulrike Krumbiegel Gudrun Angela Winkler Gudrun Wolfgang Pregler Engel/Bader Kornelia Boje Chor der Greise Luise Deschauer Chor der Greise Michael Habeck Chor der Greise Helmut Stange Chor der Greise Wolfgang Hinze Chor der Greise Arnulf Schumacher Chor der Greise ChrisTine Urspruch Prinz im Tower Katharina Schüttler Prinz im Tower Elfriede Jelinek
Ein Königinnendrama: Der Konkurrenzkampf zweier Frauen, der zwei Geschichten und zwei geschichtliche Zeiten miteinander verbindet und verwebt. In ihrem jüngsten Stück verschränkt Elfriede Jelinek Schillers Heroinen Maria Stuart und Königin Elisabeth eng mit der jüngeren deutschen Geschichte. Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin ringen erbittert miteinander um eine Generallinie. Dieser Auseinandersetzung steht ein ausufernder Streit der Schottin Maria Stuart mit der rigiden englischen Königin gegenüber. Ulrike Meinhof/Maria Stuart und Gudrun Ensslin/Elisabeth I. fechten Zweikämpfe aus, in denen nicht länger Figuren, sondern Produkte von Ideologien aufeinanderprallen. Es geht um das Innerste und um das Äußerste der Wahrheit, um den politischen Glauben - und um weibliche Macht. Während die Königinnen diese mittels Geburt besitzen, benötigen die RAFlerinnen Gewalt, um sie zu erringen. Sie maßen sich an, nicht bloß an der eigenen Geschichte schreiben zu wollen - im Glauben freilich, das Volk verpflichte sie hierzu. Der Wahn, der aus der Selbstüberschätzung als antibürgerliches, revolutionäres Subjekt resultiert, macht sie blind für die Bedürfnisse der anderen, aber auch für die eigenen. Auf erschreckende Weise - zuweilen aber auch komisch bis ins Groteske - kämpfen die Rivalinnen um die Macht und um den Geliebten Baader/Leicester.
Mit "Ulrike Maria Stuart" setzt Elfriede Jelinek ihr System der Montage widerstrebender Textmaterialien fort. Sie schafft aus der gebundenen Sprache Schillers, zeitgeschichtlichen Anspielungen und Zitaten aus dem Deutschen Herbst ein sprachlich dichtes Geflecht, in dem sich Erotik und Politik durchdringen. In einem Spiel des permanenten Verbergens und Herzeigens stellen sich Projektionsflächen der Figuren her, die eigene Befindlichkeiten ebenso einschließen wie das Mythische und dessen Dekonstruktion. Nach dem Schafott scheint der Kampf für die Revolution erloschen. Was schläft seitdem in unserer Gesellschaft? Schläft es wirklich? Das Unerlöste ist und bleibt unsere eigentliche Geschichte.
Weitere Informationen
Elfriede Jelinek wurde 1946 in Mürzzuschlag, Steiermark, geboren. Sie studierte am Wiener Konservatorium Orgel, später auch Komposition und immatrikulierte sich zusätzlich an der Universität in den Fächern Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Seit Mitte der 60er Jahre widmete sie sich der Literatur in Prosa wie Dramatik. Ihre Werke wurden mit zahlreichen renommierten in- und ausländischen Preisen bedacht. 2004 erhielt sie als höchste Auszeichnung und Anerkennung ihres Werkes den Nobelpreis für Literatur.

Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2007
- Erstsendung: 22.04.2007 | Bayern 2 | 15:15 Uhr | 57'47
Rezensionen (Auswahl)
- Waldemar Schmid: In: Funk-Korrespondenz. Nr. 19. 11.05.2007. S. 29f.